asdf
 

Ein „Festjahr für Felix“

LEIPZIG / MENDELSSOHN BARTHOLDY

11/02/22 Nach Leipzig fährt man ja doch vor allem wegen Bach. Aber natürlich kreist nicht alles dort um den Thomaskantor. Clara und Robert Schumann sind auch hier gut zu verorten, Wagner und sogar Gustav Mahler. Heuer, im Jahr seines 175. Todestages, ist Felix Mendelssohn Bartholdy ein Thema, das man logischerweise auch touristisch vermarktet.

Von Reinhard Kriechbaum

Goldschmidtstraße 12. Das war die Leipziger Adresse des Weltenbürgers Felix Mendelssohn Bartholdy. In Hamburg 1809 geboren, dann in Berlin sesshaft (wenigstens an der Adresse Leipziger Straße 3, wo jetzt der Deutsche Bundesrat amtiert), gab Mendelssohn 1835 im Alter von 26 Jahren sein Antrittskonzert im Leipziger Gewandhaus. Für insgesamt zwölf Jahre wurde die Stadt sein Lebensmittelpunkt. Dort prägte er als Gewandhauskapellmeister und Mitbegründer des ersten deutschen Konservatoriums die Musiklandschaft. Mit seinem Wirken in der Stadt schuf er die Grundlage moderner Konzertpraxis. Ordentliche Proben vor Orchesterkonzerten – das hat beispielsweise Mendelssohn eingeführt. Er, der ein in der Romantik keineswegs selbstverständliches Sensorium für Bach hatte, begründete auch einen Zyklus „Historischer Konzerte“ mit dem Ziel, den Hörern musikhistorische Zusammenhänge zu erschließen.

Am 1. Juli 1841 wurde er zum Königlich Sächsischen Kapellmeister ernannt und am 13. Oktober erfolgte die Ernennung zum Königlich Preußischen Kapellmeister. Ganz einfach ist es also nicht, Felix Mendelssohn Bartholdy als Leipziger zu vereinnahmen, Berlin hat wquasi die älteren Rechte. 1845 kehrte Mendelssohn nach Leipzig zurück, 1847 leitete er sein letztes Konzert im Gewandhaus. Nach einer Konzertreise nach England erhielt er die Nachricht vom Tod seiner Schwester Fanny. Daraufhin zog er sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. In Leipzig ist er auch am 4. November desselben Jahres nach zwei Schlaganfällen verstorben. Begraben wurde er aber doch in Berlin.

n Leipzig hat man heuer ein „Festjahr für Felix“ ausgerufen. Das Eröffnungskonzert vom 3. Februar im Leipziger Mendelssohn-Haus kann man bis Jahresende auf der Website des Museums, auf YouTube und Facebook nachhören. Über das gesamte Jahr hinweg wird jeden Sonntag um 11 Uhr ein Kammerkonzert im historischen Salon des Mendelssohn-Hauses angeboten. Zudem stehen die Sonntagsmatineen in der Tradition der Familie sowie zahlreiche Führungen, Gespräche und Vorträge auf dem Plan.

„Wir möchten einen Bogen schlagen vom Geburtstag bis zum Todestag, unter dem sich unterschiedliche Formate und Angebote für alle finden. Mendelssohn war Komponist, Pianist und Dirigent, aber auch Maler, Literat, Kulturpolitiker und Weltreisender. Er war ein genialer, unglaublich vielseitiger und modern denkender Mensch. Hier ist der Ort, wo all dies spürbar wird“, so Patrick Schmeing, Direktor des Mendelssohn-Hauses.

Rund um den Todestag, von 31. Oktober bis 6. November, sind Mendelssohn-Festtage angekündigt, als Kooperation des Mendelssohn-Hauses mit dem Gewandhaus. Dort werden sie auch eröffnet – eine Hommage an den Eröffnungstag vor genau einem Vierteljahrhundert. Damals erfüllte sich der Dirigent Kurt Masur seinen Herzenswunsch, indem er das Mendelssohn-Haus der Öffentlichkeit übergab. Nicht nur der Todestag, sogar die Tidesstunde wird zum musikalischen Gedenken genutzt: Da werden am Abend des 4. November Dorothea Röschmann und Elena Bashkirova Lieder von Felix und seiner Schwester Fanny sowie Auszüge aus deren Zyklus Das Jahr hören lassen.

Weitere Informationen: www.mendelssohn-stiftung.de; www.gewandhausorchester.de; www.leipzig.travel
Bilder: Leipzig Tourismus / Mendelssohn-Haus / Andreas Schmidt

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014