Zum Endspurt ein wahres Feuerwerk

REST DER WELT / LUCERNE FESTIVAL

01/09/16 Wenn sich andernorts die sommerliche Festspielsaison dem Ende neigt oder bereits vorüber ist, läuft das Lucerne Festival nochmals zur Höchstform auf. Im September bringt es Spitzenorchester und neue Töne an den Vierwaldstättersee.

Von Jörn Florian Fuchs

Am 11. September geht das Lucerne Festival mit Olivier Messiaens opulenter, spiritueller Turangalîla-Sinfonie zu Ende. Interpretiert wird sie vom venezolanischen Símon Bolívar-Orchester unter seinem Chef Gustavo Dudamel. Die Begegnung der heißblütigen Musiker mit diesem zwischen gewaltigen Klangwogen und Kontemplation schwankenden Werk dürfte spannend werden. Zuvor sind neben Auftritten renommierter Klangkörper (etwa der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim oder des Bayerischen Staatsorchesters unter Kirill Petrenko) einige Preziosen geboten. So wird getreu dem diesjährigen Motto „PrimaDonna!“ die Barockspezialistin Emmanuelle Haïm die Wiener Philharmoniker mit einem Händel-Programm leiten – eine Seltenheit bei diesem nach wie vor recht „maskulinen“ Orchester. Das Ensemble Berliner Philharmonikerinnen wird unterdessen Kammermusik von Fanny Mendelssohn-Hensel und Louise Farrenc spielen, aber auch Stücke der kaum bekannten Komponistinnen Helene Liebmann und Mel Bonis zur Diskussion stellen. Letztere war eine Zeitgenossin Claude Debussys und hieß eigentlich Mélanie Hélène Bonis. Sie wählte den Namen „Mel“ aus guten Gründen, konnte sie damit doch erreichen, dass ihre Werke nicht gleich aus geschlechtsspezifischen Gründen durch den Rost fielen – das Musizieren erlaubte man(n) den Damen damals ja noch halbwegs, beim Komponieren sah es deutlich anders aus.

Ein gewaltiger Kontrapunkt zu alledem ist Luigi Nonos „Prometeo“. Diese „Hör-Tragödie“ mit tiefschürfenden philosophischen Texten und ausgeklügelter Raumklangmusik wird Benedikt von Peter im Luzerner Theater in Szene setzen. Von Peter ist bekannt – manche sagen berüchtigt – für seine ungewöhnlichen Regieansätze. Er ist ab dieser Spielzeit auch neuer Intendant des Luzerner Theaters. Benedikt von Peter möchte Nonos Kultstück von kunstreligiösem Pomp befreien und es erden. So darf und soll man während der rund zweieinhalbstündigen Aufführung auch mal nach draußen an die frische Luft gehen und ein Bierchen trinken!

Bis 11. September dauert das Lucerne Festival – www.lucernefestival.chEine gute Adresse zum Nächtigen ist beim „Wilden Mann“ – www.wilden-mann.chIm "Wilden Mann" befindet sich auch ein exzellentes Lokal, das Restaurant Taube – www.taube-luzern.chTouristische Infos: www.luzern.com, www.myswitzerland.com
Bilder: www.askonasholt.co.uk (1); Wikipedia / MarlenevA (1)