Regional-Lösungen sind auch nicht die Lösung

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30/09/20 „Während in Zügen, Flugzeugen und Biergärten längst wieder Volllast gefahren wird und Kontaktsportarten erlaubt sind, dürfen je nach Bundesland Kulturveranstaltungen nur zehn bis fünfzig Prozent ihrer Plätze füllen.“ Das bekrittelt das deutsche Forum Musik Festivals. Die Lage zeigt viele Ähnlichkeiten zu Österreich.

In Deutschland gibt es ja noch viel mehr Bundesländer-spezifische Regelungen als bei uns. In Kulturbelangen sind diese besonders divergent. „Einzelne Politiker*innen scheinen sogar zugunsten der eigenen Profilierung unsere gesamte Branche aufs Spiel zu setzen und verkennen dabei völlig den wirtschaftlichen Faktor der Kultur“, heißt es in einer aktuellen Presseaussendung des Forums.

Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie hatten sich im März zunächst vierzig namhafte Musik-Festivals aus ganz Deutschland zusammengefunden, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Mittlerweile ist der Kreis auf über hundert Festivals angewachsen.

Das Fazit der letzten Monate, das man bei der letzten Plenarsitzung des Forums zog, fällt durchwachsen aus. Während viele Musikfeste mit großem Engagement und mit viel Kreativität unter schwierigsten Bedingungen zahlreiche Ersatzprogramme erfolgreich durchgeführt und dabei auch schon früh wieder lohnende Musikerlebnisse live angeboten haben, gebe es weiterhin ein Chaos unterschiedlicher Bestimmungen und nur bedingt Planungssicherheit, heißt es im aktuellen Statement.

„Europäisch denken“ solle die Devise sein, schreiben die Festival-Leiter ihren Staats- und vor allem ihren Bundesland-Lenkern ins Stammbuch. Innerhalb Deutschlands brauche es einheitliche Regelungen auf Bundesebene, die lokalen Gegebenheiten (Kommunen, Landkreise) individuell angepasst werden können. „Denn in Zeiten der Krise wird der Föderalismus oft zum Problem. Unterschiedliche Regelungen für einzelne Bundesländer greifen zu kurz und sind nicht vermittelbar.“

Auch in Deutschland monieren Kulturveranstalter einheitliche Regelungen. „Noch immer rätseln Festivals landauf, landab über schwammige Formulierungen, die von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt unterschiedlich ausgelegt werden.“

„Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft!“ Das ist eine Forderung natürlich nicht nur von Festival-Leitern. Erst kürzlich hat ein Kommentator in der Süddeutschen Zeitung sinngemäß geschrieben: Es habe den Anschein, dass die Kultur hinsichtlich der Sicherheitsregeln das ausbaden müsse, was in der Wirtschaft nicht durchzusetzen sei. (Forum Musik Festivals/dpk)