Die Österreicher bei der Berlinale

REST DER WELT / BERLINALE

18/02/11 Seit Wolfram Paulus’ „Heidenlöcher“ aus dem Jahr 1985 und der österreichisch-deutsche Koproduktion „Die Räuber“ von Benjamin Heisenberg im letzten Jahr haben es bisher noch keine  österreichischen Filme in den Wettbewerb der Berlinale geschafft.

Von Renate Wurm

Der Oscar-nominierte Film „Revanche“ von Götz Spielmann bereicherte vor zwei Jahren lediglich die Nebenschiene „Panorama“, wo auch Wolfgang Murnberger mit seinen Wolf Haas-Verfilmungen Stammgast war. Nun hat der renommierte österreichische Filmemacher mit seiner intelligenten Nazi-Satire „Mein bester Feind“ den Sprung in den Wettbewerb geschafft - außer Konkurrenz.

Victor Kaufmann (Moritz Bleibtreu), Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kunsthändlers, und Rudi Smekal (Georg Friedrich), Sohn einer Putzfrau, sind unter einem Dach aufgewachsen, beinahe wie Brüder. Die Freundschaft zerbricht, als Rudi in eine SS-Uniform schlüpft und die Familie Kaufmann deportiert wird. Ihre Wege kreuzen sich Jahre später wieder. Die Nazis sind auf der Suche nach einer Michelangelo-Zeichnung, die im Besitz der Kaufmanns war. Nur Victor weiß, wo das Original versteckt ist. Rudi soll ihn aus dem KZ nach Berlin bringen. Als ihr Flugzeug von Partisanen abgeschossen wird, überleben nur die beiden. Um seine Haut zu retten, zwingt Rudi seinen ehemaligen Freund zum Kleidertausch. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass die Nazis schneller als die Partisanen bei ihnen auftauchen.  Ein Spiel auf Leben und Tod à la Ernst Lubitsch’ Verkleidungskomödie „To be or not to be“ beginnt.

Basierend auf dem Roman des Autors Paul Hengge „Wie es Victor Kaufmann gelang, Adolf Hitler doch noch zu überleben“ ist Wolfgang Murnberger eine durchaus stimmige Mischung aus Dialogwitz und gebotenem historischen Ernst gelungen. Moritz Bleibtreu und Georg Friedrich spielen überzeugend die zwei Blutsbrüder, die zu den besten Feinden werden.

Was ist aus den Kindern der ehemaligen Kommunen geworden?

„Die Vaterlosen“ der Grazerin Marie Kreutzer erzählt von diesen Kindern, die sich nach dem Tod ihres Kommunen-Vaters nach Jahren wieder im heruntergekommenen Hof treffen, wo sie ihre Kindheit verbracht haben. Der Kampf um die Anerkennung durch den Vater, die sie nicht mehr bekommen können, Kindheitserinnerungen und ein dunkles Geheimnis, das die Auflösung der Kommune auf einem kleinen Anwesen irgendwo in der Steiermark beschleunigt hat, kommen im Lauf des Films an die Oberfläche und lassen in Rückblenden diese Zeit wieder lebendig werden.

Das Erstlingswerk schildert unprätentiös und abseits von jeglichem Klischee à la Otto Mühl von einer als schön erlebten Kindheit, die aber bei allen tiefe Wunden hinterlassen hat. Der Regisseurin ist eine gut und schlüssig erzählte Geschichte gelungen, mit einem überzeugenden Kommunen-Guru, verkörpert von Johannes Krisch, und einer glänzenden Ensemble-Leistung seiner („Wahl“-)Kinder.

Auf beide Filme darf man sich demnächst im Kino freuen!

Die Berlinale dauert bis 20. Februar. - www.berlinale.de
Bilder: Berlinale