Für die Kinder ist das Beste gut genug

 

REST DER WELT / BOLOGNA / KINDERBUCHMESSE

01/04/14 Was bot die Internationale Kinderbuchmesse in Bologna im 51. Jahr ihrer Existenz? Die Antwort ist einfach: Alles! Die ganze Welt war zu Gast. Die einzelnen Länder und Verleger überbieten sich in Erfindungsreichtum und Phantasie.

Von Werner Thuswaldner

003Erstmals in der Geschichte richtete die Messe eine riesige Halle speziell für Kinder als Besucher ein. Zwei Architekten bauten eine Stadt aus Kartonhäusern, und auf Tischen lagen tausende Bücher in verschiedenen Sprachen, alle von außergewöhnlich hoher Qualität, viele Klassiker darunter. Ein Paradies ist hier geschaffen worden. Das war nicht nur ein Dorado für die Kleinen, auch als Erwachsener konnte man dort Stunden verbringen, bis zum Abend, bis ständig wiederholte Durchsagen die Besucher von der Messe vertrieben.

Hier gab es Lesungen, Autoren erzählten, und die Kinder konnten auch selbst kreativ werden. Schulklassen kamen und diskutierten mit Illustratoren und Autoren. Über hundert Programmpunkte wurden den Kleinen geboten. Von den Kleinen zu reden, ist nicht ganz richtig, denn hier wurden auch Jugendliche angesprochen. In einigen Teilen der Halle gab es Ausstellungen mit Originalen. Man schien dem Motto zu folgen: Für die Kinder ist das Beste gut genug.

001Ein Unterschied zur Leipziger Messe: Auch in Leipzig kommen tausende Kinder in die Halle. Kaum eines davon ist ohne Handy unterwegs. In Bologna dagegen spielte die Elektronik eine gänzlich untergeordnete Rolle. Man setzt ausdrücklich auf das Buch.

Im internationalen Vergleich ist zu sehen, wie unterschiedlich die Stilrichtungen sind. Was in Frankreich zieht, ist in den deutschsprachigen Ländern nicht unbedingt gefragt. Von Asien gar nicht zu reden. Überhaupt Asien! Dieser Kontinent war auf der Messe auffällig stark vertreten, auf Seiten der über 1200 Aussteller ebenso wie auf jener der Besucher.

Einige Länder haben Gemeinschaftsstände, so auch Österreich. Den Stand richtete die Wirtschaftskammer ein; hier kamen u.a. der Residenz Verlag, Picus, Breitschopf und der Verlag Luftschacht unter.

Die Messe ist ein Handelsplatz. Das Geschäft mit Lizenzen blüht. Hunderte Agenten tummeln sich auf der Messe und nicht weniger Illustratoren, die mit ihren Mappen in der Hand von Stand zu Stand auf der Suche nach einem Verleger sind. Manchmal müssen sie sich in einer langen Schlange anstellen. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, sich zu verkaufen. Eine Illustratorenschule aus Cambridge mietete einen Stand. 002Dort warteten die Studierenden und Absolventen auf Interessenten. Die Schule hat einen guten Ruf, die Interessenten kamen, Abschlüsse wurden getätigt.

Wichtige Preise werden auf der Messe vergeben. Z.B. der „Astrid Lindgren Memorial Award“. Er ging diesmal an eine Landsfrau der skandinavischen Autorin, an eine, die zufällig ebenfalls Lindgren heißt, an Barbro Lindgren, deren Bücher in alle wichtigen Sprachen übersetzt sind. Auf Deutsch erscheinen sie im Verlag Oettinger.

Fast noch bedeutender ist der Hans Christian Andersen Award. Als Autor gewann ihn die Japanerin Nahoko Uehashi, als Illustrator, als Illustrator der Brasilianer Roger Mello. Für Österreich war diesmal Renate Welsch auf der Short List.

www.bookfair.bolognafiere.it
Bilder: Internationale Kinderbuchmesse Bologna