Ein vergnüglich toller Tag

SALZKAMMERGUT-MOZARTFESTIVAL / FIGARO

18/08/10 „Le nozze di Figaro“ als Opera buffa”! Kurz vor Ende der Spielzeit landete das Salzkammergut-Mozartfestival“ einen Volltreffer: Die mit Abstand kurzweiligste Produktion von „Figaros Hochzeit“ wurde am Donnerstag (12. 8.) im Kultur- und Kongresshaus Hallstatt bejubelt.

Von Horst Reischenböck

altZur Ouvertüre tritt „Superkampel“ Figaro mit Trolley ein, wird von Almaviva umarmt,  der mit ihm gleich eine Partie „wuzelt“ - bis Susanna erscheint, die des Grafen Libido entfacht. Als sie Figaro aufklärt, weckt das in ihm Revolutionsgelüste à la Che Guevarra. Cherubino kommt sportlich mit Helm und Skateboard. Er darf zum Aktschluss nicht bloß marschieren, sondern auch nach zwei Liegestützen zusammenbrechen. „Voi un sapete“ hat er auf einer CD mitgebracht. Angesichts der Contessa sing er die Ariette in James-Dean-Manier.

Regisseur Wolfgang Schilly war vor Jahren noch der Meinung, im Kongresshaus könne man keine Oper spielen. Dann hat er doch mit einer exzellent umgesetzten „Cosí“ das Gegenteil bewiesen. Nun hat er es erneut versucht und gewonnen: m eigenen Bühnenbild mit zwei Stellwänden inklusive je dreier Türen. Platz auch zum Projizieren amüsant gedanklicher Querverbindungen.

altDem Gärtner Antonio schaut aus der Hosentasche ein Gartenzwerg heraus, kann beim Tritt auf seinen Rechen diesem gerade noch ausweichen. Die junge Gräfin plagt sich vergeblich mit dem Zusammenbau eines Kinderbetts von IKEA. Kaum zu glauben, dass ihrem Gatten der Sinn nach Anderen steht. Sie stiehlt ihm dann eine Rolle Euro-Hunderter, damit Susanne ihren Geliebten auslösen kann. Als Marcellina, die Süßes von Raffaelo nascht, und Rechtsanwalt Bartolo mit StGB unterm Arm in Figaro ihren Sohn erkennen, darf dieser dann wie ein Baby auf deren Oberschenkeln hutschen. „Natürlich“ wird anstelle des Fandango dazu eine Polonäse getanzt.

Im vierten Akt tragen alle Tiermasken: der Graf einen Hahn, seine Frau und Susanna Hasen, Figaro einen Ziegenbock, analog zum Text von Marcellinas Arie. (Die jedoch wie meist üblich auch hier gestrichen wurde.) Bartolo, dem mit seinen Musikinstrumenten vielleicht doch zuviel an Klamauk zukam, lebt seine Sehnsüchte an einer aufblasbaren weiblichen Puppe aus. Ende gut, Alles gut: Almaviva überreicht seiner ihm Verzeihenden Gemahlin Figaros Kinderschuhe. Nachwuchs und ealtrsehntes Familienglück sind also versprochen.

Zu dieser Sehweise trägt nicht zuletzt das launig schauspielende Ensemble bei. Nicht nur von der Stimme, auch vom Aussehen her passend ausgewählt etwa Andreas Jankowitsch als Macho-Graf, an den man sich noch vom Landestheater her erinnert. Dort wirkte auch Mozarteums-Absolvent Ulf Dirk Mädler: als Friseur ein ideal kraftvoller Widerpart. Die Soprane der bezaubernden Nigerianerin Bibiana Nwobilo und Erin McMahon als Gräfin bzw. Susanna verschmolzen mit ihren Koloraturen in der Briefszene.

Eva Schossleitners Cherubino, Monika Peers Barbarina, sowie Monika Waeckerle und Thorvaldur Thorvaldsson als Marcellina und Bartolo überzeugten ebenso.

Dirigent Peter WesenAuer hat das Ensemble in nur zwölftTagen Probenarbeit beeindruckend geformt und mit der klanglich ausgewogen musizierenden „Sinfonietta da Camera Salzburg“ frisch musikantisch unterstützt. Wert einer Wiederholung im kommenden Jahr!

Bilder: www.mozartfestival.org