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Dear Mr. Sinatra …

REST DER WELT / BURGHAUSEN / 42. INTERNATIONALE JAZZWOCHE

29/03/11 Rund zweitausend Gäste folgten zwischen Samstagnachmittag und  Sonntagmorgen in Burghausen nicht weniger als 14 Formationen. Die prominentesten: John Pizzarelli, John Clayton, Kurt Elling.

Von Horst Reischenböck

Wie schrieb einst Fachmann Joachim Berendt: „Ein Symbol des Dilemmas des Jazzgesangs ist, dass in nahezu allen Jazz-Polls der fünfziger Jahre ein Mann auf den ersten Platz gewählt wurde, der nach der Meinung der meisten Kritiker kein Jazzsänger ist: Frank Sinatra.“ Vor fünf Jahren widmete John Pizzarelli „dem anderen italienischen Sänger aus New Jersey“ eine CD.

Schon vor 18 Jahren hatte Pizzarelli den „Vorspann“ zu Sinatras Auftritt in Berlin geliefert, von diesem damals lediglich fünf Worte wert befunden, die ihm im Gedächtnis blieben: „Eat something, you look bad!“ Er, der in seinem Namen schon „Pizza“ trägt …

Zusammen mit The Clayton-Hamilton Jazz Orchestra begeisterte er nun in Burghausen mit einer spitzbübig kommentierten Auswahl aus „Dear Mr. Sinatra“. Dessen unverwüstliche Hits wurden neu arrangiert von John Clayton, aber auch in Anlehnung beispielsweise an Don Sebesky oder Quincy Jones. Daneben wurde auch an Peggy Lee oder Johnny Hodges erinnert. Und an die Beatles. Deren Hits liefern ja auch längst Futter für die Jazz-Szene.

In der Big-Band übernimmt auch manchmal Jeff Clayton (Johns Bruder) an Saxofon oder Querflöte das Ruder. John selbst war als erster Kontrabassist fünf Jahre lang bei den Amsterdamer Philharmonikern tätig gewesen. Er wanderte mehrheitlich vor den Musikern und präsentierte sich hier an seinem Instrument auch lyrisch mit dem Bogen. Schon der erste Riff-Einstieg überrumpelte und im besten Sinne des Wortes „swingend“ ging es dann weiter. Großartig etwa von Duke Ellington inspiriert seitens Tamir Hendelman am Klavier. Mittendrin John Clayton grandios im Trio mit Pizzarelli an dessen siebensaitiger Gitarre und dem zentral platzierten Drummer/Komponisten und eben auch Band-Leader Jeff Hamilton. Ein hinreißendes Zwiegespräch lieferte sich Pizzarelli übrigens mit Band-Gitarrist Graham Dechter.

Zwar war sein Auftritt zum Leidwesen aller nach einer guten Stunde schon zu Ende, aber zuvor war das Konzert mit Kurt Elling Verschwendung pur gewesen. Ähnlich Sinatra samtweich im Timbre, schmeichelte er sich mit Ausschnitten aus seinem jüngsten Album „The Gate“ sofort ein. Mit Arrangeur/Pianist Laurence Hobgood, mit dem Elling schon seit 17 Jahren musiziert, wie an – auch wieder aus den Federn von John Lennon und Paul McCartney – „Norwegian Wood“ demonstriert. Aber auch phänomenal virtuos im Sprachmelos alle ihm mögliche Facetten bis hinauf ins Falsett ausreizend im Dialog mit Harish Raghavan am Bass und Schlagzeuger Ulysses Owens. Zu ihnen gesellte sich genauso melodiös John McLean mit der E-Gitarre.

Bilder: www.b-jazz.com

 

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