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Traumschöne Perle der Südsee

BAD ISCHL / DIE BLUME VON HAWAII

16/07/18 Der Zauber, der jedem Anfang innewohnt, möge gelingen, wünschte sich Intendant Thomas Enzinger zum Start seiner ersten eigenen Saison beim Lehár-Festival. Und der Zauber ist bravourös gelungen. „Die Blume von Hawaii“ wurde zum brillanten Operettenfest.

Von Elisabeth Aumiller

Thomas Enzinger, der selbst Regie führte, stellt mit einem fabelhaften Ensemble ein schillerndes Unterhaltungsvergnügen aus Farben, Tanz, Gesang und zündender Rhythmik auf die Ischler Operettenbühne. Ausstatter Toto und Choreograf Ramesh Nair sind mit Fantasie und Kreativität gute Teilhaber des Erfolgs, ebenso die musikalische Seite unter Leitung von Marius Burkert.

Die Handlung erzählt vom Inselstaat Hawaii, besetzt vom amerikanischen Gouverneur Lloyd Harrison, der die Heirat seiner Nichte Bessie mit dem Prinzen Lilo-Taro plant, um seine eigene Position zu stärken. Hawaiis rechtmäßige Thronerbin Prinzessin Laya reist incognito per Schiff mit Kapitän Harold Stone und dem Entertainer Jim Boy aus Paris in die Heimat und gibt sich als Sängerin Suzanne Provence aus. Der Prinz erkennt aber Layas Identität, gesteht ihr seine Liebe und will sie ehelichen. Laya aber kann sich nicht zwischen dem in sie verliebten Kapitän und dem Prinzen entscheiden. Im kunterbunten Verwirrspiel sorgt der Sekretär John Buffy für ein erheiterndes Durcheinander bis zum Happy End.

Toto lässt Bühnenbild und Kostüme in prächtigen Farben und exotischem Flair leuchten. Buffotenor Ramesh Nair, Musicalspezialist, ORF -Dancing Star und Europameister im Musical Showdance, gestaltet die Choreografie mit dem zu großer Leistung geforderten Musicalensemble zu einer fulminanten Revuetanz-Show voller Spannung und die Bühne beherrschendem wirbelndem Temperament. Als John Duffy ist er der überschäumende Spaßmacher der Geschichte, die er als „romantisch und ein bisschen verrückt“ bezeichnet. Regisseur Enzinger hat in den Protagonisten typgerechte Rollendarsteller zusammengestellt, die er mit exzellenter Personenführung bis in die kleinsten Gesten charakterisiert und zum hervorragenden Miteinander verschmilzt. Singdarsteller, Tanzelemente und musikalischer Fluss ergeben ein Ganzes. Sieglinde Feldhofer, Sopranistin der Grazer Oper, bezaubert in der Doppelrolle der Prinzessin Laya und Suzanne, die das Walzerlied „Du traumschöne Perle der Südsee“ zu ihrem gesanglichen Glanzpunkt macht. Clemens Kerschbaumer gibt einen noblen Prinzen mit tenoralen Höhenlichtern. Gaines Hall als Jim Boy, Nina Weiß als Bessie und Ramesh Nair beeindrucken neben ihrer Präsenz als pointierte Singschauspieler durch ihre hervorragenden Stepptanzkünste. Gute Figur macht René Rumpold als Kapitän Stone und Susanne Hirschler ist ein Original als forsche Hawaiianerin Raka. Szenisch und musikalisch sprühen die Funken ins Publikum.

Enzinger macht die Aufführung zugleich zur erinnernden Hommage an den Ungarn Paul Abraham, der große Erfolge mit seinen Operetten im Berlin der 1930er Jahren feierte, dann in die USA auswandern musste und schließlich, an Syphilis erkrankt, in einer Hamburger Psychiatrie endete. Als Doppelrolle mit dem Gouverneur lässt der Regisseur den Komponisten selbst auftreten, der immer wieder seine Melodien in der Fantasie dirigiert. Mark Weigel mimt Abraham in diesem überraschenden Regieeinfall mit Nonchalance, gibt dessen zerrissener Persönlichkeit überzeugenden Ausdruck und führt mit eingestreuten erklärenden Kommentaren und ein paar biografischen Anmerkungen als eleganter Drahtzieher durch die Handlung: „Ich war der große Star und plötzlich gehörte ich nicht mehr dazu … in Deutschland durfte man und in Amerika wollte man meine Stücke nicht spielen … können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man fliehen muss?“ Sein Abgang lässt die pulsierende Show mit einem nachdenklichen Touch enden. „Paul Abraham war ein genialer Komponist … Sein Leben ist eines der schillerndsten und tragischsten Komponistenschicksale des 20. Jahrhunderts“, sagt sein Biograf Klaus Walter und meint, „alles, was zählt, ist der Mythos“.

Die Ischler Premiere der „Blume von Hawaii“, deren Libretto eine gemeinsame Arbeit von Emmerich Földes, Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda ist, wurde zur österreichischen Erstaufführung in einer „Bühnenpraktischen Rekonstruktion“ (Matthias Grimminger und Henning Hagedorn). Die erforderliche Ergänzung der Orchesterbesetzung mit einer Reihe von Schlaginstrumenten, Gongs, Tam Tams, Glocken, Vibraphon, Drum Set und Banjo ist im begrenzten Ischler Orchestergraben eine logistische Herausforderung, der Pultkapitän Marius Burkert mit sicherem Know-how begegnet. Er navigiert diese Mischung aus Revue, exzessivem Tanzrhythmus, Jazzanklängen und zauberisch verträumt-gefühligem Gesangsmelos mit mitreißendem Elan durch zündende Nummern wie „Ich habe ein Diwanpüppchen“, My little boy“, den Matrosenmarsch „Wo es Mädels gibt“, die exotisch gefärbte „Blume von Hawaii“ oder „Ein Paradies am Meeresstrand“.

Aufführungen bis 1. September. Die zweite Premiere beim Lehár-Festival gilt am kommenden Samstag (21.7.) Lehárs „Land des Lächelns“ – www.leharfestival.at
Bilder: Lehár Festival / www.fotohofer.at

 

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