Alles auf 44 Metern

NATIONALBIBLIOTHEK / DIE DONAU

21/05/21 Viel lässt sich über die Donau erzählen, auch wenn man das „so bau, so blau, so blau“ als Legende weglässt. Zum Beispiel könnte man auf einen respektablen Spitzenplatz verweisen: Die Donau durchfließt auf über 2.800 Kilometern Länge zehn Länder – so viele wie kein anderer Fluss der Erde.

Also der Reihe nach: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und Ukraine. Vier Hauptstädte – Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad (auf den Bildern dieser Seite) – liegen an der Donau. Für das Habsburgerreich war sie eine Lebensader, wie kein anderer Fluss verband sie die vielen Reichsteile und Völkerschaften. In den Akten des Wiener Kongresses wurde erstmals festgelegt, dass internationale Flüsse allen Staaten für die Handelsschifffahrt offenstehen müssen. Das galt natürlich auch für die Donau. Aber erst durch Garantien der europäischen Mächte im Frieden von Paris, der 1856 den Krimkrieg beendete, konnte die Internationalisierung der Donau tatsächlich durchgesetzt werden. Die bald danach erfolgte Regulierung und Schiffbarmachung des Flusses war daher eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph I. 1992 wurde schließlich der Main-Donau-Kanal eröffnet, wodurch es erstmals eine durchgehende Wasserstraße zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer gab.

Weil von Länge und Zahl der Länder die rede war: 44 Meter lang ist die berühmte Pasetti-Karte, ein ganz besonderes Stück im reichen Fundus der Österreichischen Nationalbibliothek. Diese ab 1857 vom k.k. Staats-Ministerium herausgegebene Landkarte bietet eine äußerst präzise Darstellung der Donau auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie. Damals waren es weniger Länder als heute.

In der Sonderausstellung Die Donau im Prunksaal der Nationalbibliothek ist das gute Stück freilich nicht im Original, sondern als Faksimile zu sehen. Wenn man da erst anfängt, Details anzuschauen... Ein feines, farbenprächtiges Stück ist auch der Cours Du Danube von dem italienischen Kartografen Vincenzo Coronnelli, 1688 in Paris gedruckt. Auf 2.800 Flusskilometern häufen sich die Veduten. Adolph Kunike ist der herausgeber des Mappenwerks 264 Donau-Ansichten nach dem Laufe des Donaustromes von seinem Ursprunge bis zu seinem Ausflusse in das Schwarze Meer.

Die Lithographien stammen u. a. von Jakob Alt, Franz Wolf und Ludwig Erminy, ausgewählte Motive sind als Reproduktion in der Ausstellung zu sehen. Alle 264 Bilder können virtuell über die Website der Österreichischen Nationalbibliothek durchblättert werden und auch Patenschaften übernehmen – das hilft der Nationalbibliothek.

Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän kann man übrigens seit 1829 werden. Damals wurde dieses Unternehmen gegründet, das nicht nur Schiffe dirigierte, sondern auch eigene Bergwerke in Pécs besaß, zur Kohlegewinnung für die Dampfmaschinen. 1880 war die DDSG schließlich die größte Binnenreederei der Welt, die Flotte bestand aus über 200 Dampfschiffen und etwa 1.000 Lastkähnen.

Die Donau als Sehnsuchtsraum zeigt sich in den literarischen Texten etwa von Ingeborg Bachmann (Malina). Im Donauweibchen von H. C. Artmann und Gerhard Rühm kommt Elfi, die Tochter des Wassermanns Danubius, über die Wasserleitung nach Wien und bezirzt die Halbstarken in einer Bar. Sie will ein Mensch mit Seele werden, was aber nicht gelingt, weil ihr Burli untreu ist.

Politisch brisant und immer noch Diskussionen wert: Peter Handkes 1995 erschienenes Buch Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien. Als Typoskript zu sehen.und Peter Handke.

Ganz wichtige Stücke aus dem Fundus der Nationalbibliothek: Jakob Alts 55 Ansichten der Donau von Engelhartszell bis Wien zählen zum Memory of Austria der UNESCO. Jeweils zwei dieser Kunstwerke sind im Original ausgestellt, aus konservatorischen Gründen werden sie regelmäßig ausgetauscht. Die Nationalbibliothek hat auch einen reichen Schatz an dokumentarischen Fotografien von der Regulierung der Donau und historischen Pläne und Handschriften zu den Befestigungsanlagen entlang des Flusses.

Die Donau. Eine Reise in die Vergangenheit. Bis 6. November im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek – www.onb.ac.at
Bilder: ÖNB