Millionengeschenk vor Weihnachten

ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK / SCHENKUNG

13/12/12 Französische Stundenbücher, arabische und persische Koranhandschriften, ein Blatt aus der Gutenberg-Bibel, ein weltweit einzigartiger Druck auf Pergament des „Decretum“ von Gratianus, das als Grundlage des Kirchenrechts gilt - Handschriften und Drucke aus fast allen Kulturen: Weihnachten und Ostern fallen für die Österreichische Nationalbibliothek heuer in den Advent. Ein Millionengeschenk - und alles geht mit rechten Dingen zu.

Über zweihundert wertvolle Handschriften und Urkunden vom Mittelalter bis zur Neuzeit sowie rund 250 historische Drucke mit einem Schätzwert von insgesamt etwa 1,6 Millionen Euro gingen vor kurzem in den Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek über.

„Die wertvollen Exponate stammen aus der Privatsammlung der Familie Loibl, ihre Schenkung ist eine der bedeutendsten Neuzugänge der letzten Jahrzehnte“, meldet die Nationalbibliothek heute Freitag (13.12.) in einer Aussendung.

Die seit den 1950er Jahren aufgebaute Sammlung zeichne sich durch ihre außerordentliche Vielfalt aus und enthalte „wertvolle Zeugnisse aus praktisch allen Jahrhunderten und Kulturkreisen“.

„Bemerkenswert sind etwa religiöse Werke wie Gebetbücher oder Bibelhandschriften, darunter kostbare, prachtvoll illuminierte ‚Stundenbücher’ aus dem Mittelalter, die in Frankreich und England hergestellt wurden. Das wertvollste Stück unter den theologischen Handschriften ist zweifellos eine im 12. Jahrhundert angefertigte ‚Historia Ecclesiastica’ des Eusebius aus St. Lambrecht in der Steiermark, die durch den Ankauf des Ehepaares Loibl für Österreich gerettet werden konnte.“

Einen weiteren Schwerpunkt stellen die orientalischen Handschriften dar, darunter zahlreiche arabische und persische Koranhandschriften“, so die Nationalbibliothek. Eindrucksvoll seien auch äthiopische Handschriften, armenische Codices, chinesische Handschriften, Urkunden, Adelsbriefe und persische Lackeinbände.

Gleich 18 Ausgaben umfasst die wertvolle Inkunabelsammlung, also eine Sammlung von „Wiegedrucken“, wie frühe Drucke genannt werden. „Das Herzstück dieser Werke aus der Anfangszeit des Buchdrucks ist sicherlich ein Einzelblatt aus der Gutenberg-Bibel.

Weitere Hauptwerke dieses Bestandes sind ein in zwei Ausgaben vorliegendes „Decretum“ von Gratianus, das als Grundlage des Kirchenrechts weit über das Mittelalter hinaus gedruckt und verbreitet worden ist.

Das Exemplar von 1489 sei vermutlich der weltweit einzige erhaltene Druck auf Pergament dieser Ausgabe. "Seine Bedeutung als Sammelobjekt von höchster bibliophiler Relevanz ist durch Besitzvermerke mehrerer bekannter Privatsammlungen dokumentiert.“

Ein weiteres Druckwerk von großer Seltenheit sei auch eine 1584 in Wittenberg gedruckte Luther-Bibel. „Beachtenswert sind die darin enthaltenen Illustrationen von Johann Teufel, die von einer intensiven Auseinandersetzung mit der kirchenpolitischen Lage der Zeit zeugen.“

Nach der konservatorischen Versorgung und Katalogisierung werden die Werke, die in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken aufbewahrt werden, 2013 der Öffentlichkeit zur Gänze zugänglich gemacht. (ÖNB/dpk-klaba)

Bilder: ÖNB