Volltreffer gelandet

REST DER WELT / BAD ISCHL / HALLO, DOLLY

15/07/13 Das Musical „Hallo, Dolly“ beim Lehár-Festival ist Bad Ischls neuer Sommerhit. Leonard Prinsloo inszenierte eine prickelnde Unterhaltungsshow voller Spannung, Elan, Witz und munterer Spiellaune. In ansprechender Optik und pfiffiger Choreographie wird von hervorragenden Darstellern gut gesungen , gespielt und getanzt.

Von Elisabeth Aumiller

054Erstmals in der 52-jährigen Geschichte der Bad Ischler Operettenfestspiele gibt es ein Musical. „Ich finde es spannend, zu zeigen, dass das amerikanische Musical zutiefst in der deutschen Revueoperette wurzelt.Ein Stück wie 'Hallo, Dolly' ist sehr gut geeignet, dem Operettenpublikum sozusagen den Einstieg in das Musicalgenre zu ermöglichen“, begründet Intendant Michael Lakner seine Wahl. Der Publikumserfolg am Premierenabend gab ihm Recht.

Jerry Hermans amerikanischer Musical-Klassiker, 1964 in New York uraufgeführt, geht auf die literarische Vorlage von Thornton Wilders „The merchant of Yonckers“ von 1938 und seine 1954 umgearbeitete Fassung „The Matchmaker“ (Die Heiratsvermittlerin) zurück. Wilder wiederum stützte sich auf John Oxenfords „A day well spent“ aus dem Jahr 1834, von dem sich Johann Nestroy 1842 zu seiner Posse „Einen Jux will er sich machen“ inspirieren ließ.

052„Hallo Dolly“ spielt in Yonkers, einem kleinen New Yorker Vorort, wo die verwitwete Heiratsvermittlerin Dolly Levi den reichen, aber geizigen Horace Vandergelder in New York mit der Hutmacherin Irene Molloy verkuppeln soll. Sie weiß aber die Situation zu ihrem eigenen Vorteil einzufädeln, um sich schließlich selbst mit Vandergelder zu verheiraten. Nebenbei macht sie auch noch Vandergelders Angestellte, Cornelius Hackl und Barnaby Tucker, mit Irene Molloy und ihrer Gehilfin Minnie Fay zu glücklichen Paaren. Ein Happy End also nach guter Operettentradition auch in dieser Musical-Revue, gespickt mit ohrwürmigen Hits wie beispielsweise „ Komm zu Dolly“,„Ich war immer eine Frau, die gern was arrangiert“, „Man braucht ein Frauchen“, „Ich lasse die Musik nicht vorbei“, „Ich tanze“ „Es kann oft ein Moment sein“, „Leb' wohl, Liebling“ ,der Kellnergalopp und nicht zuletzt der Titelsong „Hallo, Dolly“.

Leonard Prinsloo lässt die Szenerie in der Entstehungszeit des Musicals in den 1960er Jahren spielen. Er leistet dabei ein choreographisches Meisterwerk. Die tänzerischen Bewegungselemente nach guter Showrevue-Tradition greifen nahtlos mit den Gesangsnummern ineinander. Das Spiel aus Tanz , Gesang und Sprechtheater ergibt eine packende Einheit in fließender Abfolge ohne überzogenen Klamauk, ohne Bruchstellen oder Hänger. Regisseur und Darsteller nehmen das Stück ernst und erreichen damit eine schwerelose Komödiantik voller Esprit in energiegeladener, flotter Gangart.

053Die hervorragende Personenführung bringt sowohl bei den Solisten als auch mit Chor und Tanznummern immer neue überraschende Gruppierungen auf der Bühne wie auch über die dem Orchestergraben vorgebaute Rampe und die miteinbezogenen Seitenauftritte aus dem Zuschauerraum. Die Bühnendekoration ist mit Stars and Stripes umrandet, Abraham Lincolns Konterfei wacht über die gerichtliche Auseinandersetzung. Geschmackvolle Kostüme und Ausstattung mit effektvoller vielfarbiger Ausleuchtung erfreuen das Auge. Michael Zehetner dirigiert das Orchester in kraftvollem Schwung und gibt dem musikalischen Gewand lebensvolle Glut und Expressivität.

Der Wiener Musicalstar Ann Mandrella ist eine elegante Dolly voller Charme und prägnanter Präsenz. Gesanglich serviert sie ihre Nummern mit stimmlicher Finesse und Delikatesse. Quirlig und dabei distinguiert, ausgefuchst und gleichzeitig liebenswert, besitzt sie überschäumendes Temperament , hat aber auch zart berührende Momente, wenn sie sich beispielsweise an ihren verstorbenen Gatten wendet, ihn um ein Zeichen bittend. Ein Glücksfall für Bad Ischl!

Für den langjährigen Volksopern-Liebling Kurt Schreibmayer ist der Vandergelder eine Prachtrolle, als wäre sie ihm auf den Leib geschrieben. Boris Pfeifer charakterisiert Cornelius Hackl voller Witz und verliebt sich überschwänglich in seine Frau Caroline Vasicek alias Irene Molloy. Vasicek ist eine anmutige Hutmacherin und singt mit zarter Stimme, die von einem Hauch Melancholie überzogen ist, wenn sie sehnsuchtsvoll ihr Hütchen mit den bunten Bändern besingt.

Ein jugendlich frisches Buffo-Paar sind Iva Mihanovic als Minnie Fay und Benjamin Plautz als Barnaby. Mihanovic artikuliert klare Textverständlichkeit und ist spielgewandt mit animierender Ausstrahlung. Alle übrigen Mitwirkenden sind bestens und gewinnbringend in das Gesamtarrangement integriert. Riesenjubel am Ende einer sehenswerten Show.

Maximilian Schell hat am Premierenabend (13.7.) die Festrede zur Eröffnung des Lehár Festivals gehalten. Die zweite Premiere am kommenden Samstag (20.7.) gilt Karl Millöckers „Gasparone“. Am 15. August folgt dann Franz Lehárs „Wo die Lerche singt“ in einer halbszenischen Fassung. Die Franz Lehár Festspiele dauern bis 1. September. - www.leharfestival.at
Bilder: Lehár Festival