Eine Orgelhandschrift von Bruckner

REST DER WELT / NATIONALBIBLIOTHEK

11/10/13 Er läuft als Meister der Orgel – aber in Wirklichkeit hat er als Komponist nur Marginalien hinterlassen für dieses Instrument. „Echte“ Orgelstücke gibt es auch in jener Orgelhandschrift von Anton Bruckner nicht, die die Österreichische Nationalbibliothek kürzlich erworben hat.

041Das „Kitzler-Studienbuch“ enthält Kompositionsstudien des jungen Bruckner (1824 – 1896), die er beim Linzer Kapellmeister Otto Kitzler zwischen 1861 und 1863 angefertigt hat. Das Konvolut besteht aus 163 querformatigen Blättern in verschiedenen Größen, deren chronologische Ordnung noch von Bruckner selbst hergestellt wurde.

Das „Kitzler-Studienbuch“ stammt aus Münchner Privatbesitz und ist mit einiger Sicherheit die bedeutendste Bruckner-Originalhandschrift, die heutzutage noch zum Verkauf anstand. Sie enthält Studien zu Schlüssen, Modulationen und verschiedenen Formtypen, die gesamte Partitur des frühen Streichquartetts WAB 111, das Lied „Der Trompeter an der Katzbach“, Vier Fantasien für Klavier, die Instrumentation des 1. Satzes von Beethovens Klaviersonate „Pathétique“, die Orchesterkompositionen „Marsch in d-Moll“ WAB 96, „Drei Orchesterstücke“ WAB 97, Ouvertüre in g-Moll WAB 98 und Skizzen zur Symphonie f-Moll WAB 99.

040Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt die weltweit größte Bruckner-Sammlung. Er hinterließ testamentarisch der k.k. Hofbibliothek (der Vorläuferin der Österreichischen Nationalbibliothek) die Originalhandschriften seiner Hauptwerke, darunter die neun Symphonien, die drei großen Messen, das Te Deum, das Chorwerk „Helgoland“ und das Streichquintett F-Dur. Dies war der Grundstock einer Sammlung, die in den folgenden Jahrzehnten systematisch ausgebaut wurde und heute insgesamt 340 Objekte umfasst. Neben alternativen Fassungen der Symphonien, Skizzenmaterial und Jugendwerken finden sich darin auch wichtige biografische Dokumente wie z. B. sämtliche Taschenkalender Bruckners mit Notizen und Gebetseintragungen sowie ein großer Bestand an Briefen und Dokumenten, die sich auf das Umfeld des Komponisten beziehen. (ÖNB)

Bild: ÖNB