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Zwischen Hund und Halbmond

SOMMERSZENE / BATTLEGROUND

21/06/17 Das Licht macht aus dem Bühnen-Geviert einen Fechtboden, ein „Schachbrett“, einen Boxring, sogar Turnier-Schranken. Allein der Titel „Battleground“ weckt diese bildkräftigen Assoziationen. Denn geschaffen hat Louise Lecavalier eine so spannungsgeladene wie abstrakte Crescendo-Studie.

Von Heidemarie Klabacher

Mit der Österreich-Premiere von Louise Lecavaliers „Battleground“ wurde am Dienstag (20.6.) im Republic die Sommerszene 2017 eröffnet. Fulminant. Die franko-kanadische Tänzerin und Choreographin war eine „Ikone“ der Tanzszene vor der Jahrtausendwende und ist bis heute eines ihrer energetischen Zentren. Lecavalier choreografiert sich selber und bringt - vibrierend bis in Finger- und Zehenspitzen – Luft und Licht ihrer Umgebung zum Vibrieren.

Sie eröffnet, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, ja geradezu bewusst „verhüllt“, die Produktion mit einem großen Solo. Ihre Spielfläche, ein Quadrat auf dem Boden samt hölzerner Hinterwand, verwandelt sich, mit Hilfe der so simplen wie genialen Beleuchtung des Lichtdesigners Alain Lortie, im Kopf des Betrachters zu verschiedensten sportlichen oder sonstigen Kampfplätzen. „Starke Figuren“ aus Film oder Literatur – von Italo Calvinos „Ritter, den es nicht gab“ über Virginia Woolfs „Orlando“ bis zu „Edward mit den Scherenhänden“ – hätten sie inspiriert, erschienen aber nicht in ihren Stücken, sagt Lecavalier.

Natürlich nicht. Sie macht kein Tanz-„Theater“. Es pure Abstraktion, mit der Lecavalier zu faszinieren weiß. Manches wirkt, wie eine ins Pulsieren geratene Yogastunde. Man er-kennt Grundhaltungen zwischen Hund und Halbmond, und staunt, wie diese ohnehin selber schon abstrakten „Bilder“ weiter in der Abstraktion aufgehen.

Irgendwann tritt aus dem Schatten eine zweite schwarz gekleidete Figur und in einen Dialog mit der Tänzerin: Der Eintritt des Performers Robert Abubo bewirkt eine Zäsur. Man umkreist einander zunächst, augenblicksweis durchaus wie Kämpfer, die die Kraft des jeweils anderen abschätzen. Es gibt die „Konfrontation“. Es gibt aber auch Augenblicke der gegenseitigen Unterstützung oder einfach nur des Miteinanders. Ausgekostet wird nichts. Das Tempo bleibt für eine Stunde fast immer hoch. In einzelnen poetischen Phasen herrscht Hochspannung bei scheinbarer Ruhe.

Eigentlicher Star dieser Produktion ist die Originalmusik live gespielt von Antoine Berthiaume. Er steht mit seiner Gitarre ganz unauffällig im Schatten neben der Bühne und ermöglicht mit seinen pulsierenden Klängen zwischen pulsierender Minimal-Musik und opulentem Opernzitat erst das dem Geschehen. Er liefert das Trägermaterial für die Bewegung.

Sommerszene – bis 1. Juli - www.szene-salzburg.net
Bild: Sommerszene / Bernhard Müller

 

 

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