Pure Energie

SOMMERSZENE / BOOM BODIES

04/07/16 Acht Körper, die unter pulsierenden Beats bebten, zitterten, sich öffneten und immer wieder völlig ausbrachen. Doris Uhlig präsentierte mit „Boom Bodies“ eine von eigenen Tanztechniken geprägte Choreographie, die vor Energie nur so strotzte.

Von Thomas Weiss

Gefangen in einem überdimensionalen Netz versuchten die acht Tänzerinnen und Tänzer schon zu Beginn der Vorstellung sich aus den Fesseln einer einengenden Gemeinschaft lösen. Doris Uhlig verarbeitet in ihrem aktuellen Stück vor allem gesellschaftliche Phänomene wie Ängstlichkeit. Es sind Emotionen die den Menschen scheinbar einschnüren, blockieren und den menschlichen Körper daran hindern, sich zu öffnen. Die Körper fungieren  Boom Bodies als Bild für Aktion und Veränderung. Aus ängstlich zusammengekauerten Haltungen entstehen geöffnete und schier überschwängliche Posen und Bewegungen. Weiters versucht Uhlig in ihrer Choreografie die komplexe Gegenwart mit Hilfe von beweglichen Körpern greifbar zu machen: Immer wieder brechen die Tänzerinnen und Tänzer aus ihren geschlossenen Angstträumen aus...

Großteils waren es Absolventen des SEAD, die mit neuen und eigenen Tanztechniken auf verschiedenste Arten dieses Öffnen und Ausbrechen des Körpers darstellten. Im Kollektiv die ganze Tanzfläche einnehmend, als zuckende und herumirrende Einzelpersonen präsentierten die Akteure vor allem eines: pure Energie.

Doris Uhlig gilt als Aushängeschild der heimischen Tanzszene. Die in Wien beheimatete Choreographin begeisterte vor allem mit einem kreativen Blick auf Körperbilder über die letzten Jahre sowohl national als auch international. Nachdem sie schon 2014 mit ihrem Erfolgsstück “more than naked“ bei der Sommerszene gastierte, inszenierte sie am Freitag und Samstag (1/2.7.) im Republic mit Boom Bodies eine fesselnde Choreographie.

Unter den pulsierenden Techno-Beats von DJ Boris Kopeinig waren es vor allem verschiedene Stadien des Körpergefühls, die die Künstler präsentierten. Zu Beginn des Abends waren es vor allem die einzelnen zuckenden Körper die das Bild prägten. Schon hier waren die Bewegungen so abgestimmt, dass es wirkte als wären alle “Einzelschicksale“ miteinander verbunden.

Je länger der Abend dauerte, umso mehr brannte die Tanzfläche im Republic. Die Choreographie pulsierte siebzig Minuten lang vor Kraft und Leidenschaft. Dieses Gefühl gipfelte immer wieder in den Momenten, in denen sich die acht bebenden Körper zu einem gesamten Kollektiv zusammenfanden und immer wieder die gesamte Tanzfläche einnahmen. Man vermochte sich auf den Zuschauerränge kaum stillhalten. Power, Ausdrucksstärke und Leidenschaft waren ansteckend und mitreißend.

Die Spannung hielt auch wegen eines sehr aufmerksamen DJ’s: Boris Kopeinig lieferte nicht nur von hämmernden Bässen geprägten Electro-Sound, sondern passte die Musik immer an das Geschehen auf der Tanzfläche an.

Was die acht Tänzerinnen und Tänzer aber über eine gute Stunde lang ablieferten war schier unglaublich: Eine augenscheinlich körperlich anstrengende Choreographie so zu tanzen, war bewundernswert. Nicht eine Sekunde wirkten die Bewegungen aufgesetzt oder einstudiert, ja  man war oft versucht zu glauben, dass die Eruptionen spontan entstanden. Stellvertretend für das ganze Ensemble genannt sei die herausragende Christina Gazi, Kompliment an alle Beteiligten für diese energiegeladene und großartige Vorstellung.

Die Sommerszene Salzburg 2017 findet von 20. Juni bis 1. Juli statt.
Bilder: Szene Salzburg / Bernhard Müller