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Was an Zukunft unter den alten Hüten steckt

VOLKSULTUR / LOS- UND ORAKELBRÄUCHE

21/12/16 Advent, Weihnachten und Jahreswechsel sind klassische Zeiten für Los- oder Orakelbräuche. Die heutige Thomasnacht – der heutige 21. Dezember – ist als die längste im Jahr besonders gefragt dafür.

Von Reinhard Kriechbaum

Mit dem „Losen“ ist es so eine Sache: Das althochdeutsche Wort „(h)los“ - Spruch, Schicksal – ist in eine reiche Wortfamilie von Los über Lotterie bis zum Lösen eines Rätsels gemündet. Mit Schicksal und Raten hat es alleweil zu tun. In unserem Dialekt steht das „Losen“ aber ganz wertneutral fürs Hören oder Zuhören. Besonders in den Raunächten und da wiederum vor allem in der Thomasnacht kann man die Loser (Ohren) schon auf die leisen Winke des Schicksals richten.

Losen oder Lesseln also. So gut wie alle Orakelbräuche sind unterdessen ausgestorben und man braucht nicht furchtbar viel Fantasie, um die Frage nach dem Warum zu beantworten: Viele dieser Bräuche sollten jungen Damen (und vielleicht auch manch älterem Mädchen) Aufschluss geben, wie es mit dem Heiraten in naher Zukunft aussieht. Das ist nicht mehr die Causa prima bei der weiblichen Jugend. Und die älteren Singles gestehen das ungeduldige Wünschen nicht so ohne weiteres öffentlich ein.

Als Gesellschaftsspiel wird seit einiger Zeit das „Hütlheben“ da und dort im hintersten Pinzgau wieder betrieben. Karl Zinnburg beschreibt es so: Auf einem größeren Tisch werden unter Hüten bestimmte Dinge versteckt. Der Orakel-Kandidat darf drei Hüte heben. Besser man erwischt die Spule mit weißem Zwirn (großes Glück) als jene mit dem schwarzen! Letzteres bedeutet nämlich den Tod. Der Sinn der Geldbörse ist sonnenklar und stimmt optimistisch. Eine kleine Schüssel verspricht Macht im Hause, ein Kamm hingegen „lausige Zeiten“. „Großes Gelächter erfüllt die Stuben jemand die Puppe unter dem Hut hervorzieht, das kann nur Kindersegen bedeuten“, schreibt Zinnburg. „Den jungen Mädchen pocht das Herz bis zum Hals hinauf, wenn sie ein Ringlein finden, denn welche Schöne möchte nicht geheiratet werden?“ Na ja, die Zeiten ändern sich. Der versteckte Rosenkranz schien früher als Indiz, dass der oder die Betreffende ins Kloster gehen oder wenigstens eine fromme Tat vollbringen werde. Zinnburg kennt noch im Lungau das „Loastln“ (Los-Ziehen) und berichtet unter anderem vom Jungfrauen-Gebet: „Heiliger Thomo, vahilf ma bald zu an Mo (Mann)!“

Aus dem Buch „Salzburger Brauch“ von Reinhard Kriechbaum und Erika Scherer. 344 Seiten. Rupertus Verlag, Salzburg 2016, 35,20 Euro - www.rupertusverlag.at
Bild: Volkmar Zobl
Zur Buchbesprechung Ein Hausbuch über die Salzburger Bräuche
 

 

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