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Hågmoar vom Hundstoa

HINTERGRUND / 500 JAHRE HUNDSTOARANGGELN

28/07/18 Vor genau fünfhundert Jahren, 1518, ist das Ranggeln am Pinzgauer Hundstoa (Hundsstein) das erste Mal erwähnt worden. Es ist damit der bei weitestem älteste Salzburger Sport-Brauch, ein gutes Stück bäuerlicher Kulturgeschichte. Morgen Sonntag (29.7.) findet das Jubiläums-Ranggeln statt.

Von Reinhard Kriechbaum

„Stierer“, „Hufer“, „Aufdrahn“: das sind Begriffe aus der Sprache der Ranggler für die Methoden, mit denen sie den jeweiligen Gegner aushebeln. Würge- und Schmerzgriffe sind verpönt, der „Schermtax“ (Schiedsrichter) würde sogleich dazwischen gehen. Vom „ehrlichsten Kräftemessen der Männer im Alpenraum“ reden die starken Männer. Rund hundert treten morgen gegeneinander an.

2010 ist das Hundstoaranggeln in die österreichische Liste des immateriellen Kulturguts der UNESCO aufgenommen werden – eine wohl verdiente Ehrung für einen urwüchsigen sportlichen Wettbewerb, den man bis 1518 zurückverfolgen kann. Da wird das Hundstoaranggeln in der Naturarena gleich unterhalb vom Statzerhaus das erste Mal urkundlich erwähnt.

Dreizehn Wege führen auf den Hundsstein. Von Maria Alm, Dienten, Lend, Zell am See, Bruck an der Glocknerstraße und etlichen anderen Gemeinden kommt man rauf. Ein paar schlappe Gehstunden, und schon ist man oben auf dem angeblich höchsten Grasberg Europas.

Warum ausgerechnet zu Jakobi und warum ausgerechnet in 2.117 Metern Seehöhe? Das Apostelfest Jakobus (25. Juli) und der Gedenktag für die Eltern der heiligen Maria, Joachim und Anna, am Tag darauf sind alte Bauernfeiertage. Man war da etwa in der Mitte der Almsaison, die Bauernfamilien besuchten ihre Almleute. Chefvisite sozusagen. Da waren also alle, Alt und Jung, hoch oben unterwegs, gerade auch in den Pinzgauer Grasbergen. Der ideale Termin für ein Ranggeln gerade dort.

In Piesendorf gibt es in ungeraden Jahren das Bartlmä-Ranggeln, rund um den 24. August. Auch Bartholomäus ist ein traditionsreicher Bauernheiliger. Dem Märtyrer ist die Haut abgezogen worden, so ist er zum Patron vor allem jener Berufszweige geworden, die mit Schlachtvieh und Lederverarbeitung zu tun haben. Dank der strengen Ranggler-Regeln geht die Konkurrenz aber auch in Piesendorf gesittet und meist ohne Haut-Blessuren ab.

Der 1947 gegründete Salzburger Ranggler Verband besteht aus vierzehn Vereinen mit ca. 280 aktiven Mitgliedern. Der Sieger beim Hundstoaranggeln heißt im lokalen Dialekt Hågmoar. Was steckt in diesem Wort? „Håg“ meint Hecke oder Grundstücksgrenze. Im „Moar“ steckt der Meier oder Meister. Einem, der so stark und wendig ist, dass er das Ranggeln gewinnt, darf man auch Ordnungskraft bei allfälligen Grenzstreitereien zutrauen.

Ein Name aus der langen Chronik des Hundstoaranggeln: Pater Klaus Laireiter war damals, 1978, nicht nur der neue Pfarrer in Eben, sondern auch aktiver Ranggler. Erst leitete er die Feldmesse, dann tauschte er das Messkleid gegen das weiße „Pfoad“ und die Hose mit starkem Ledergürtel. Damals hat Laireiter alle Konkurrenten aufs Kreuz gelegt. Dem Hågmoar vom Hundstoaranggeln fliegen die Damenherzen nur so zu, heißt es ja. Das wird dem Steyler Missionar freilich nicht wirklich was gebracht haben...

Aus dem Buch „Salzburger Brauch“ von Reinhard Kriechbaum, erschienen im Rupertus Verlag – www.rupertusverlag.at
Übers Hundsoaranggeln ist auch ein Buch von Günther Heim im Verlag Tauriska erschienen – www.tauriska.at
Bilder: salzburger-rangglerverband.at


 

 

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