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Von Maria und ihren Heilkräutern

VOLKSKUNDE / KRÄUTERSEGNUNG

15/08/19 Der 15. August – volkstümlich „Maria Himmelfahrt“, korrekt „Mariä Aufnahme in den Himmel“ – ist der Tag der Kräutersegnungen. Allerlei Heilkräftiges steht in voller Blüte, der Termin drängt sich auf.

Von Reinhard Kriechbaum

Sieben Kräuter sind das Mindeste, sie stehen dann für die sieben Sakramenten oder die „Sieben Schmerzens Mariens“. In Salzburg setzt man noch zwei drauf. Der Salzburger „Neunerbuschen“ ist um die in der Mitte positionierte Königskerze gruppiert. Johanniskraut, Schafgarbe, Baldrian, Arnika, Kamille, Wermut, Pfefferminze und Tausendguldenkraut – das beschreibt die Volkskundlerin Ulrike Kammerhofer-Aggermann als typische Pflanzen. Also durchaus eine repräsentative Hausapotheke.

Der Kräuter- oder Wurzbuschen wird im Ganzen getrocknet und im Herrgottswinkel wohl verwahrt. Man kann (so wie man es mit den ebenfalls gesegneten Palmkätzchen hält) bei Unwettergefahr etwas davon ins Herdfeuer werfen. Zum Zubereiten von Tee für die Kranken reicht die Menge nicht, aber ein paar Blätter oder Blüten, zwischen den Fingern zerrieben, tragen den Segen weiter. So etwas ist gut für Mensch und Tier, auch dessen Futter lässt sich etwas beimischen. „Mit Weihrauch, Palmkätzchen von der Palmweihe und Birkenblättern von der Fronleichnamsprozession vermischt“ werde der Wurzbuschen zum Räuchern verwendet, schreibt Ulrike Kammerhofer-Aggermann.

Seit 2010 steht „Das Heilwissen der Pinzgauerinnen“ auf der nationalen UNESCO-Liste des immateriellen Kulturguts. Der in Unken ansässige TEH Verein, der sich der Erhaltung der traditionellen europäischen Heilkunde verschrieben hat, beruft sich auf 23 Pinzgauerinnen, die das Wissen rund um die Heilmittel und deren Anwendungen von einer Generation an die nächste weiter vermitteln und mündlich weiter geben. „Es liegt eine Liste mit bisher 106 Heilmitteln sowie deren Indikationen und Wirkungen vor“, heißt es dazu auf der Homepage der UNESCO-Nationalagentur. „Die verwendeten Heilmittel wie zum Beispiel Pech, Arnika oder Johanniskraut sind lokal verfügbar, in den kulturellen Kontext eingebettet und so untrennbar mit der Region verbunden.“ Das Erfahrungswissen werde mündlich und praktisch nach dem „Meister-Schüler-Prinzip“ tradiert. Damit ein Rezept weitergegeben wird, müsse sich seine Wirksamkeit über Jahrhunderte hinweg bewährt haben.

Auch wenn die Pflanzen aus sich heraus wirken: Die Segnung von Heilkräutern am „Großen Frauentag“, wie der 15. August auch heißt, hat lange christliche Tradition: Seit dem 10. Jahrhundert ist sie überliefert. Sie dürfte auf eine Legende zurückgehen, nach der dem Grab Marias in dem Augenblick, in dem sie in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entstieg.

Nun beginnt eine überhaupt segensreiche Zeit, der „Frauendreißiger“. Angegeben wird er als Zeitspanne zwischen dem „Großen“ und dem „Kleinen Frauentag“ (Maria Geburt). Aber das geht sich rechnerisch nicht aus zwischen dem 15. August und dem 8. September. Zählt man die „Oktav“ (also die Feierwoche nach einem Hochfest) dazu, kommt man wirklich auf dreißig Tage. Wohl nicht zufällig liegen dann am 12. September (Heiligster Name Mariens) und am 15. September (Sieben Schmerzen Mariens) noch zwei Marienfeste. Maria Königin (22. August) fällt auch in den Frauendreißiger, während dem also die Mariengedenktage ebenso in Saft stehen wie die Heilkräuter.

Aus dem Buch „Salzburger Brauch“ von DrehPunktKultur-Chefredakteur Reinhard Kriechbaum, erschienen im Rupertusverlag (35,20 Euro) - www.rupertusverlag.at
Bild: Gemeinde Weißbach
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