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Gesucht: der rechte Maßstab

BERUFSVEREINIGUNG / PLASTIC JESUS

16.02.2010 Neue Namen, neue bildnerische Ansätze: In der Schau "plastic jesus" in der Berchtoldvilla kommt die "junge Generation" der Berufsvereinigung Bildender Künstler Salzburg zu Wort, und das ist erfrischend.

Von Reinhard Kriechbaum

"Die Beschallung der Welt ist das akustische Signal unserer Respektlosigkeit": Das hat Simone Schuh zu einer Skulptur geschrieben, die einen Kopf mit Ohrhörer zeigt, der seinerseits mit einem Globus verkabelt ist. Können wir uns irgendwie retten von der Schall-Aufdringlichkeit an der Erdoberfläche, wäre es sinnvoll, auf das Erd-Innere zu hören? Höchstwahrscheinlich ist es so.

Sara Bubna ist die Kuratorin der Schau "plastic jesus" bei der Berufsvereinigung. Die Generation der Dreißig-, Vierzigjährigen kommt zu Wort: In dieser Schau wird einem wieder einmal bewusst, dass man in den Ausstellungen in der Berchtoldvolla doch meist auf dieselben Namen stößt. Das ist diesmal anders, hier ist die nachfolgende Generation am Wort. Kuratorin Sara Bubna hat selbst eine Paraphrase "im Spiegelbild der Realität" beigesteuert und deckt damit einen wunden Punkt allen Multi-Kulti-Denkens auf: Hat sich da eine fernöstliche Gottheit in Elefantengestalt faschingsmäßig als Gartenzwerg verkleidet? Helmut Graupner führt vor, wie man Hirsch-Trophäen zweckentfremden kann: Echten Waidmännern wird dass Herz bluten.

Jüngere Künstler haben logischerweise den Wunsch, die Welt zu verbessern oder zumindest Missstände aufzuzeigen, noch nicht begraben. So zum Beispiel Bina Winkler, die in einem Fotozyklus "Planet Beauty" knallig den Schönheitswahn – "eine Religion unserer Zeit" – persifliert. Chris Stockhammer hat aus Gliedmaßen von Modepuppen eine Altar-Skulptur aufgebaut. Dort, wo sonst der Tabernakel steht, ins ein Bildschirm aufgestellt, eine Video-Arbeit mit allerlei Kriegsgerät. Dieser "Gegenaltar" warnt uns wohl, dass wir nicht vorschnell (bösen) Worte und militärischen Schein-Lösungen vertrauen sollen.

Auch einige Bildhauer sind in der Schau vertreten: Manuel Gruber zeigt eine Stele mit einem zerbrochenem Bronze-Kopf ("c.h.a.n.g.e."), Tobias Gruber zwei Kleinplastiken ("steril"). Der im Gegensatz zu seiner Kollegenschaft nicht mehr ganz so junge Peter Wiener lässt in "Electric J." einen Gekreuzigten mit roten Lichtpunkten leuchten. "De Los Angeles Descendentes" ist eine Reihe surrealistisch angehauchter Ölbilder von Paolo Gelb.

Und der Ausstellungstitel "plastic jesus"? Der Begriff stehe als Synonym für Dinge, denen unsere Zeit "einen übertriebenen Stellenwert" verleihe. Sprich: Diese Arbeiten sollen uns auch daran erinnern, dass es gilt, die rechten Maßstäbe zu finden. Das gelingt vielen Künstlern hier.

"plastic jesus", bis 26. Februar in der Berchtoldvilla. - www.artbv-salzburg.com
Bilder: dpk-krie

 

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