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Weißes Rauschen, dumpfes Trampeln

REPORTAGE / KUNST-IGEL

28/03/11 Dass man im neuen „Igel“, der am Wochenende auf dem Mozartplatz in Kunst-Betrieb gegangen ist, den Kirchenglocken akustisch ausgesetzt ist, konnte man in einem Printmedium lesen. Stimmt schon. Viel mehr aber hat am letzten Tag der Biennale das Schuhgetrampel gestört. Und das Zähneklappern.

Von Reinhard Kriechbaum

altDrinnen hatte gerade ein japanische Musikstudent auf der Geige eine recht wagemutige Improvisation geliefert. Ein Mann im Hinausgehen: „Dös bringat i a grad no z’samm.“ So ist es halt, wenn man Perlen vor die Säue und Kunst vors gemeine stadt-flanierende Volk wirft. Ob bei einer Durchschnitts-Verweildauer von gefühlten 35 Sekunden die Neugier auf Neue Musik bei irgendjemandem gewachsen ist von denen, die da neugierig ihre Nase in den neuen mobilen Kultur-Pavillon des Landes steckten?

Wir wollen keine Spaßverderber sein und schon gar nicht die lauteren Ideen von Kunstvermittlern mies machen. Aber Veranstaltungen wie diese sind doch eher geeignet, ahnungslose Menschen in ihren Vorurteilen gegen Neue Kunst zu bestärken, als ihnen einen Impulse zu geben, es doch mal mit längerem und genauerem Hinhören zu versuchen. Oder gar mit einem ganzen Konzert!

altIm letzten Abdruck haben es das Land und die Biennale also doch noch geschafft: Der Kunst-Igel steht! Viele Studenten an der Universität Mozarteum sind ja doch auch an zeitgenössischer Musik interessiert und haben Interesse, diese auch vor Publikum hören zu lassen. So ist am Sonntag (27.3.) zur Nachmittagsstunde sogar ein hübsches, vielfältiges Solo- und Kammermusikprogramm zustande gekommen. Was freilich weder Universität Mozarteum noch die Biennale geschafft oder auch nur versucht haben: den Termin rechtzeitig zu publizieren, den Programmablauf wenigstens auf den Websites online zu stellen.

Hat also nicht wollen sein. So war am Sonntag wirklich nur Laufkundschaft da. Die meisten Leute waren so schnell weg, wie sie gekommen waren. Ob das die Bereitschaft der Studenten fördert, künftig bei so etwas mitzumachen?

altWill man hier ernsthaft Kunst produzieren - ab 4. April soll es ja so weit sein, da werden sich unter Obhut der Kulturabteilung des Landes viele Salzburger Kultur-Anbieter hier ein Stelldichein geben - wird man um einen Ordnerdienst beim Eingang nicht umhin kommen. Sonst leidet die Kunst entschieden zu sehr. Nicht alle machen Straßenkunst für Vorüber- und Fortlaufende.

Der Igel selbst: Wegen des Reflektierens der Alu-Vierkantstäbe nehme diese Bau-Skulptur die Farbe der Umgebung an, sagten unlängst die Architekten in einem Pressegespräch. Stimmt. Am Sonntag waren Igel und Umgebung durch und durch Niesel-Grau. Dass die Betriebsgenehmigung für die Biennale, deren zentrales „Hauptquartier“ der Pavillon mit dem offiziellen Namen „White noise“ hätte werden sollen, so lange auf sich hat warten lassen, soll niemanden betrüben. Es ist im März eh noch entschieden zu kalt für ein nicht geheiztes Kultur-Zelt. Wir wollen Musik ja genießen, nicht zähneklappernd erleiden.

Bilder: dpk-krie
Zum Kommentar {ln:Warum nicht im Festspielbezirk?}
Zum Bericht Ein kleines, feines mobiles Kunsthaus
Zur Meldung Der Kunst-Igel sticht

 

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