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Aufbruch vor dem Orchester

SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / SCHLUSSKONZERT DIRIGIEREN

25/07/11 Seit fünf Jahren betreut gleich zu Beginn Peter Gülke den Orchesterdirigentenkurs, dessen Teilnehmer sich zum Abschluss am Samstag (23. 7.) am Pult der Salzburg Chamber Soloists im Großen Studio präsentierten.

Von Horst Reischenböck

Wie Leiter Alexander Mullenbach ausführte, musste Dozent Gülke bei 26 Anmeldungen zwangsläufig filtern. Acht junge Dirigenten wurden ausgewählt und haben sich, ihrem jeweils persönlichen Temperament und Können entsprechend, die drei Werke des Abends aufgeteilt.

Igor Strawinskys Ballett „Apollon Musagète“, mit der er seine neoklassizistische Periode einläutete, bietet wenig Möglichkeit zu wirksam persönlicher Ausstrahlung. Geht es darin doch um asketische Zähmung, Stilisierung von Ausdrucksgrenzen. So wirkte denn der Japaner Kihara Yoshinao vorerst ganz ruhig im Sinne des Komponisten, der sich ja jegliche „Interpretation“ verbat. Die zweite Hälfte war der einzigen österreichischen Teilnehmerin, Alexandra Helldorff, anvertraut. Sie hat ihren Taktstock eine Spur engagierter ins Treffen geführt. Es müssen nicht, wie von Strawinsky gewünscht, 34 Streicher sein: So ambitioniert angeführt durch Konzertmeister Lavard Skou Larsen reichen auch ihrer achtzehn durchaus.

Das Begleiten gehört ebenfalls zum dirigentischen Berufsalltag. Darin durften sich drei Teilnehmer messen, denen Paul Hindemiths Ballettmusik „Die vier Temperamente“ anvertraut war, Variationen für Klavier und Streicher. Nach seiner Emigration hatte ihn in Paris der russisch-französische Choreograph Leonid Mjasin für die Gemälde von Peter Brueghel begeistert. Denen legte Hindemith drei Themen zugrunde, die in allen Charakteren in immer gleicher Reihenfolge verändert aufscheinen.

Andrés Salado aus Spanien formte ihre einleitend feierliche Streichersequenz. Danach meldete sich der Italiener Fausto Quintabà zu Wort, der vor vier Jahren bei Claudius Tanski am Mozarteum sein zweites Diplom im Konzertfach mit Auszeichnung ablegte. Als Solist dialogisierte er stets virtuos in mitunter „romantisch“ tönendem Einverständnis mit dem Dirigenten: Daniel Smith aus Australien arbeitete mit ihm plastisch die im Trauermarsch gipfelnde Melancholie und den an den Zeitgenossen Schostakowitsch gemahnend ironischen Walzer des Sanguinikers heraus. Der Kubaner José Antonio Méndez Padrón gestaltete das Phlegma vorerst nur mit seinen Händen allein, um nach der gefordert cholerischen Gefühlsaufwallung letztlich majestätisch ins auftrumpfend strahlende C-Dur überzuführen.

Mozart ist immer wieder Prüfstein: Die „große“ g-Moll-Sinfonie KV 550, hörte man in ihrer Erstversion ohne Klarinetten. In den Kopfsatz verbiss sich Fabian Enders aus Deutschland auswendig, beschwörend und nachdrücklich, während der Russe Evgeny Khokhlov das Andante eher präzise austaktierte. Der Spanierin Lucia Marins gefühlter Energie waren dann Menuett und Finale anvertraut.

 

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