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Im Spannungsfeld des "alltäglichen" Kulturlebens

GASTKOMMENTAR

Von Monika Kalista

alt19/09/11 Die Salzburger Festspiele 2011 waren erfolgreich und spannend an Programm, Künstlerschaft und Publikum.

Aber: Mit schöner Regelmäßigkeit hören wir immer wieder während der Festspielzeit von der internationalen Bedeutung Salzburgs ausschließlich in diesen fünf Wochen, während dann wieder der Geist der Kleinstadt und des Provinzialismus überhand nähme. Das ist nun schon so lange der Tenor, dass man sich fragen muss, ob sich in der Salzburger Gesellschaft denn in all den Jahren überhaupt nichts entwickelt hat.

Ich möchte diesem Lamento entschieden entgegen treten. Denn zur gleichen Zeit wie die Jedermann-Bühne abgebaut wird, beginnt die Saison des Jahreskreises. Es öffnen die Theater mit ihren Premierenzyklen, die Konzertsäle, die Museen und Galerien wieder neu; man bestellt für die zahlreichen Veranstaltungsreihen, die sich nur so aneinander fädeln, von der neuen Michael Haydn Woche über die Kulturtage und den Jazzherbst sowie den Salzburger Advent und das Winterfest zur Mozartwoche 2012, um nur einiges bis zum Beginn des nächsten Jahres zu nennen. Die zahlreichen Institutionen  der Musik, Literatur und bildenden Kunst bieten ein reiches Programm. Im gesamten Land bemühen sich die Kulturinitiativen um ein attraktives Angebot; Initiativen wie "Wahre Landschaft" und "Podium" verlangen Innovation und Einbeziehung der Bevölkerung.

Ein "wissendes und sensibles Publikum" ist für den Künstler wichtig, sagte der wunderbare Pianist Maurizio Pollini. Fehlt es in Salzburg das Jahr hindurch an einem solchen Publikum? Alle Kultureinrichtungen bemühen sich doch etwa in der Museumspädagogik, in Jugendprogrammen und mit originellen Generationenangeboten. Einführungsvorträge und Künstlerbegegnungen regen zum Diskurs und Dialog an, Freundeskreise der verschiedensten Institutionen sind aktiv, Preise werden vergeben. Das alles ist nur möglich, weil in unserer Künstlerschaft und unter den Kulturschaffenden Mut, Abenteurergeist, Originalität und Phantasie vorhanden sind, die ihre Resonanz finden! Weil alle immer neue Ideen suchen und entwickeln, um in der Zeit schwindender Ressourcen eine gediegene Kulturarbeit zu machen.

Es ist schwierig, um Geld zu kämpfen, wenn die Interessen des Tourismus, der Gastronomie, der Geschäftswelt keine so große Rolle spielen wie im Festspielsommer. Doch zählen auch andere Werte, die es nicht genug herauszustellen gilt: Die Hinführung zu einer toleranten und offenen Gesellschaft, die Erziehung junger Menschen zu kulturellem Tun und zur Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, die vielleicht doch die Gefahr der Radikalität bannen kann, die Einbeziehung von Menschen aus verschiedenen Ländern, welche  das Schicksal zu uns gebracht hat, und selbstverständlich die Kunst in ihrer Qualität an sich.

Kulturarbeit gestaltet die Gesellschaft das ganze Jahr hindurch. Verantwortung ist gefragt bei der Politik, der Verwaltung, den Kulturschaffenden selbst. Daher erleben wir ja auch erfreulicherweise ein immer stärkeres  Bemühen der verschiedenen Kultursparten, miteinander ins Gespräch zu kommen; eine Aufgeschlossenheit, an der sich auch die Universitäten beteiligen (müssen). In diesem Spannungsfeld des "alltäglichen" Kulturlebens mit dem internationalen Spitzenereignis der Salzburger Festspiele entsteht Neues und Lebenswertes.

Hofrätin Monika Kalista ist die Leiterin der Kulturabteilung der Salzburger Landesregierung.
Bild: Land Salzburg / Otto Wieser

 

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