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Voll im Saft

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / DUDAMEL

27/01/13 Klavierkonzert und Serenade Mozarts ins Symphonische – der nächsten Komponistengenerationen nämlich – übersteigert. Die ersten Wagner-Klänge bei einer Mozartwoche dafür subtil zelebriert: Gustavo Dudamel leitete das erste Konzert der Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus.

Von Heidemarie Klabacher

Es begann überirdisch zart, schwebend, traumverloren. Die Mozartwoche 2013 fällt ja in ein Wagner-Jahr. Und so lag denn, eine Sensation in der Programmdramaturgie des Winterfestivals an der Salzach, Richard Wagners „Siegfried-Idyll“ als erstes Werk auf den Pulten: jene zart geschmiedete Kostbarkeit, die nicht einmal ein Gustavo Dudamel den Hämmern der Nibelungen auszuliefern versuchte – und die von den Wiener Philharmonischen Bläsern zu Klängen aus lauterem Gold ausgesponnen wurde.

Schroffer hätte der Kontrast zum „Mozartteil“ des Abends nicht ausfallen können. Das d-Moll Klavierkonzert kam mit Donner und Blitz daher, und die „Posthorn-Serenade“ schien auch in einen ausgewachsenen symphonischen Sturm, nicht nur in einen Salzburger Schnürlregen, geraten zu sein.

Maria Joao Pires war die Solistin im Klavierkonzert KV 466. Das drohende Grollen der Kontrabässe, die scharfen Blitze der Geigen, versprachen bereits mit den ersten Takten des Allegro eine scharfe Brise. Die Solistin steuerte dem Wogen mit kräftigem Anschlag entgegen. Es wurde eine heftig-bewegte Auseinandersetzung mehr, denn ein organisches Miteinander. Man wartete, wie in der Arena, gespannt auf einen „Ausgang“. „Concertare“ bedeutete hier eher „wetteifern, kämpfen, streiten“ und nicht so sehr „zusammenwirken“. Gustavo Dudamel schien jedenfalls die Anliegen zweier starker Partner nicht wirklich zur Deckung bringen zu können.

Mit der lieblichen Melodie und den filigranen Begeleitfiguren im überirdisch schönen zweiten Satz „Romance“ ließ Maria Joao Pires sich von den Kollegen im Orchester sehr wohl auf Händen tragen. Aber nur, um im dramatischen Mittelteil nach einem Akkord wie ein Peitschenschlag umso heftiger wieder auf eigene Füße zu springen: mit dem Effekt, dass etwa die dramatischen Linien der Bläser über den heftig bockenden Gesten des Klaviers nicht immer so hörbar waren, wie der abgründige Orchestersatz es verdiente. Umso mehr ist Gustavo Dudamel dafür zu bewundern, wie er den Übergang zurück zur Romance in den Griff bekam, ja zu zelebrieren wusste. Wirklich stimmig waren unter dem kräftigen Zupacken von Maria Joao Pires in dieser Mozart-Lesart nur die wild-romantischen Kadenzen – von Ludwig van Beethoven.

Unter den Klängen der „Finalmusiken“, zu denen auch die Serenade D-Dur KV 320 gehört, marschierten die Salzburger Studenten von der Universität zum Schloss Mirabell – als Huldigung für Landesherrn und Professorenschaft. Hätten sie das seinerzeit in der Besetzung der Wiener Philharmoniker und unter der Leitung von Gustavo Dudamel getan, wäre das Ganze wahrscheinlich als Studentenaufruhr eingestuft und prompt niedergeschlagen worden.

Mit dieser Serenade ist Mozart weit über die zu diesem Anlass gefragte harmlose Gebrauchsmusik hinausgegangen: Einleitungs- und Finalsatz könnten zu einer Sinfonie gehören, „Concertante“ und „Rondeau“ sind Kostbarkeiten für Solo-Bläserensemble - wie geschaffen, für die grandiosen Wiener Philharmonischen Bläser. Nichtssagend kam das dunkle gefärbte Andante daher. Nicht fern von Zirkusmusik, aber ein mitreißender Kehraus – und ein wirkungsvoller Klangprospekt für das virtuose Posthorn-Solo von Gotthard Eder – war das brillante Finale presto.

„Wenn es auch nur einen Mozart gibt, so gibt es doch Tausend und eine Art, ihn zu hören“, sagt Marc Minkowski, der Künstlerische Leiter der Mozartwoche. Gustavo Dudamel stand eindeutig für die naturburschenhafte Art, ihn zu spielen.

Bild: ISM/Lienbacher

 

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