asdf
 

Der alte Tassilo und die Jünglinge im Feuerofen

MATTSEE / DIABELLI-SOMMER 2013

26/02/13 Eine ehrgeizige Sache: In seinem vierten Jahr als künstlerischer Leiter des Diabelli Sommers in Mattsee profiliert Gottfried Franz Kasparek das Festival in Richtung Kirchenoper: „Tassilo“ von Herbert Grassl wird uraufgeführt.

Von Reinhard Kriechbaum

„Was läge näher als Tassilo?“, so Kasparek, der für den Salzburger Komponisten Herbert Grassl auch das Libretto des ungefähr einstündigen Opern-Einakters geschrieben hat. Schließlich ist das Kollegiatsstift Mattsee eine Gründung des Bayernherzogs, dem die große Politik, die Allianz zwischen Karl dem Großen und dem Papst, nicht so gut bekommen hat: Er beendete sein Leben im klösterlichen Exil. Von dort aus lassen Grassl und Kasparek Tassilo zurückblicken und die Ereignisse revuepassieren. Tassilo, der nie in Sachen Reichsvergrößerung in den Krieg gezogen ist (aber sehr wohl die eine oder andere Schlacht schlagen musste), sei „einer auf der Verliererseite“. Das habe ihn an der Figur interessiert, sagt Herbert Grassl. Der Bassbariton Stephan Loges wird die Titelpartie singen, Bernhard Landauer ist der Kaiser. Warum Karl der Große als Countertenor? „Man muss große Helden demaskieren“, befindet der Komponist.

Drei Aufführungen finden statt, am 21., 22. und 23. Juni in der Stiftskirche. Kai Röhrig dirigiert die „Salzburg Orchester Solisten“. Zwölf Instrumentalisten sind nötig für das neue Werk von Herbert Grassl. Es inszeniert Stephen Medcalf, der vor Jahren im Landestheater „Ariadne von Naxos“ und die Britten-Opern „The Turn oft he Screw“ und „Death in venice“ inszeniert hat. Ein Opern-Einakter von Benjamin Britten ergänzt an dem Kirchenopern-Abend das neue Werk von Grassl: „The Burning Fiery Furnace“ (Die Jünglinge im Feuerofen) ist 1966 entstanden und wird als Salzburger Erstaufführung vorgestellt.

Wenn die Nachfrage groß genug ist, bestehe die Option einer Wiederaufnahme im nächsten Jahr, sagt Gottfried Franz Kasparek. „Im Idealfall könnte diese Initiative eine eigene Tradition der Kirchenoper in Mattsee begründen.“

Ein Festival drumherum gibt es natürlich auch wieder, und diese Konzerte sind wieder höchst anregend und vielfältig programmiert. Brittens „Sinfonietta“, „Mlady“ von Leos Janácek und das Nonett von Nino Rota geben am Eröffnungsabend eine attraktive Garnitur für die Uraufführung eines Violinkonzerts von Theodor Burkali. Frank Stadler wird es aus der Taufe heben. „Eine Schubertiade“ mit einem Ensemble um Lukas Hagen und dem Schauspieler Michael Dangl soll daran erinnern, „dass Benjamin Britten, von dem in Mattsee mehrere Werke zu hören sein werden, auch ein anerkannter Schubert-Interpret war“, erklärt Kasparek.

„Das besondere Trio“ bilden Benjamin Schmid (Violine), Clemens Hagen (Violoncello) und Ariane Haering (Klavier). Andreas Schablas und Konsorten nehmen auf eine „Klarinettenreise“ Noten von Alexander Zemlinsky und Friedrich Cerha mit. Erwin Belakowitsch (Bariton) gibt einen Liederabend, er wird begleitet von der Pianistin Barbara Moser. Das Wiener Streichquartett ist zu Gast, das Hugo Wolf Quartett und auch wieder die Philharmonie Salzburg.

Insgesamt hat man zugunsten der Kirchenopern das Konzertprogramm ein wenig verdünnt. Vor und nach den Festspielen sind die Mitglieder der Familie Hagen wieder ausreichend beteiligt. Beni Schmid wird mit Diknu Schneeberger Jazz spielen (an zwei Abenden), und auch Musiker des Mozarteumorchester machen sich unter dem Namen „Strings on Fire“ in jazzige Gefilde auf.

Der Diabelli Sommer Mattsee dauert von 12. Juni bis 13. September. Karten für die Kirchenopern können ab sofort bestellt werden – www.diabellisommer.at
Bilder: Diabelli Sommer Mattsee
Zum Kommentar {ln:Weit genug weg, nah genug dran}

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014