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Von Mythen und Blumentöpfen

HOFHAYMER GESELLSCHAFT

06/12/13 Iannis Xenakis‘ „Kassandra“ für Bariton und Schlagwerk ist eine spannende Vertonung der Verse 1072 – 1330 des Textes von Aischylos. Das Duo Enßle-Lamprecht und Bernhard Landauer am Donnerstag (5.12.) in der Christuskirche.

Von Erhard Petzel

Das für Xenakis‘ Stil typische schwirrende Schlagwerk unterlegt die archaische Stimmmelodie mit einem gepulsten Raum, auf dem sich die Strukturen federnd und doch sicher gestützt entfalten. Wenn man auch den Mangel an humanistischer Bildung bereut, der Text bietet in der virtuosen Stimmführung genug Reiz, indem er sich als bloße Lautlandschaft kundtut.

Stimmig folgt Anne-Suse Enßle mit Berios „Gesti“ für Altblockflöte solo. Auch hier über das simultane Zusammentreffen unterschiedlicher Spieltechniken ein polyphones Klanggeflecht mit viel Spannung und feinem Spaß. Hervorragend die stimmliche Präsenz der Künstlerin, wenn sie lupenrein zu den unterschiedlichen Geräuschen und Klängen des Instruments zwitschert, stöhnt und geckert. Immer delikat und kontrolliert, nichts Derbes oder Grobes.

Dazwischen eingestreut und als Abschluss Lieder des Mönchs von Salzburg, elegant falsettiert von Landauer, gelegentlich mit Bordun (Flöte) begleitet und  Trommel oder Kesselpaukchen tänzerisch unterfüttert. Diese Liebesweisen bilden durchaus einen angenehmen und kompatiblen Gegenpart zur Klangsprache, die Xenakis für seinen Ausritt in die Antike findet.

Etwas für sich steht die Uraufführung des Abends, Hannes Kerschbaumers .menhir.debris. für (Baumarkt-) Schlagwerk und Petzold in F (Ein Blockflöten-Großbass in der typischen viereckigen Form. Das dem Enßle-Lamprecht-Duo gewidmete Werk definiert gleich einen großen Blumentopf als Einweg-Instrument, indem die erste Impuls-Serie, mit Hammer durchgeführt, den Klangprozess als Werk der Zerstörung entlarvt.

Während sich auch das restliche Schlagwerk aus unterschiedlichen Materialen und Werkzeugen rekrutiert, wird der Sub-Bassflöte keine Melodiefolge entlockt werden. Vielmehr kommentiert sie zunächst die Vorgänge des Scherbengerichts mit kurz und knackig Gespotztem. Im Lauf des Stücks wird sich – unterbrochen durch fallweise ritualisierte Pausen – aus den Klangereignissen das Konzert abhängiger und unabhängiger Strukturen herausschälen. Als Schlussteil muss die Cassa als Resonanzkörper Kleingeklänge tragen.

Der Kuss des Komponisten für die Virtuosin ist so leicht wie das klangfeine Werk. Alle mitsammen hätten sich doch mehr Publikum verdient.

 

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