Ein Drittel Walküre zum Jubiläum

FESTSPIELE / WIENER PHILHARMONIKER / MAAZEL

30/08/13 Er hält den Dirigierstab nach wie vor ungefähr so, als wolle er im Kaffeehäferl umrühren. Ein bisserl lässig, könnte man sagen. Oder positiver: Lorin Maazel dirigiert ökonomisch. Gewiss ist Lorin Maazel keiner, der einem Orchester irgendetwas mit großer Geste aufzwingt.

Von Reinhard Kriechbaum

268Eher nutzt er Lorin Maazel die Ressourcen, und bei Wagner, im konkreten Fall im ersten Akt der „Walküre“ fahren alle gut damit: die Wiener Philharmoniker, die sich recht süffig verabschieden dürfen aus Salzburg, wo sie einen mehr als durchwachsenen Sommer hinter sich haben. Natürlich auch die Sänger, die von Maazels lebenslanger Kapellmeistererfahrung profitieren. Am Rande nur: Maazel war der erste amerikanische Dirigent, der es zu einer Einladung auf den grünen Hügel brachte. Das war 1960.

Salzburg folgte 1963. Vor genau fünfzig Jahren hat Lorin Maazel mit einem „Figaro“ das damals gerade wieder einmal umgebaute Kleine Festspielhaus eröffnet - von damals stammt das Archivbild rechts. Sein Auftritt im letzten „Philharmonischen“ der Festspiele ist jetzt also zugleich Jubiläum. Bemerkenswert: Schon zwölf Jahre sind Maazels letzter Festspielauftritte her, dafür dirigierte er damals sowohl  „Falstaff“ und „Don Carlo“. Ja, 2001 war auch ein Verdi-Jahr...

Helga Rabl-Stadler über den 83jährigen Lorin Maazel: „Sein Vater ist 106 geworden, es werden ihn hoffentlich also noch viele Festspielintendanten engagieren.“

Vor die Walküre hatten die Festspielgötter freilich das „Siegfried-Idyll“ gesetzt, vor allem, um zu einer Pause zu kommen. Nach zwanzig Minuten. Ehrlich, es gibt Dinge, die nur den Betrieb aufhalten, vor allem, wenn sie schlecht geprobt sind.

Der Tenor Peter Seiffert ist ein Siegmund mit besten erzählerischen Fähigkeiten. Die konzertante Version nur eines Walküren-Aktes macht zudem einen sängerischen Krafteinsatz möglich, den einen Opernabend durchzustehen gar nicht möglich wäre. Das ist schon fast unlauterer Wettbewerb. Da kocht jedenfalls das Wälsungenblut so richtig auf. Aber was Seiffert alias Siegmund als Gesprächspartner von Sieglinde sonst von sich gibt, weist ihn ebenso als großen vokalen Charmeur aus. Die niederländische Sopranistin Eva-Maria Westbroek könnte die Tochter dieses Siegmund sein. Dass Thielemann sie nach Bayreuth holte, sagt schon viel.  Geschmeidig in Lagenausgleich und Artikulation, vorbildlich wortdeutlich – so wünscht man sich heutigen Wagner-Gesang. Matti Salminen (als Hunding) ist ein deutlich länger dienender Kämpfer an vorderster Wagner-Front.

Das also war von Maazel und den Wiener Philharmonikern dramaturgisch so unaufdringlich wie effizient mitgetragen, synergetisch verstärkend. Etwas vom Besten heuer. Um 17 Uhr schon hat das Konzert begonnen, es galt ja noch abends den „Nabucco“ am selben Ort, im Großen Festspielhaus, unterzubringen. Sage keiner, dass die Sitzmöglichkeiten im Festspielbezirk nicht effizient genutzt würden.

Wiederholung heute Freitag (30.8.), 21 Uhr, Großes Festspielhaus
Bild: www.maestromaazel.com