Ovationen für den Jubilar und sein Werk

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / WIMBERGER

02/09/13 Es war eine große Verbeugung der Festspiele vor ihrem früheren Direktoriumsmitglied: Zum 90. Geburtstag von Gerhard Wimberger brachte das Mozarteumorchester unter der Leitung von Hans Graf in der letzten Mozart-Matinee dieser Festspiele die „Passion Giordano Bruno“ zur Uraufführung.

Von Heidemarie Klabacher

Niemand hat den Saal „Türen schlagend“ verlassen. Im Gegenteil: Das Publikum feierte den Komponisten Gerhard Wimberger, sein jüngstes Werk und dessen brillante Uraufführung mit ebenso lautem wie berechtigtem Jubel.

Wimbergers „Passion Girodano Bruno“ erzählt von dem Renaissance-Gelehrten, der für seine wissenschaftlichen Überzeugungen auf den Scheiterhaufen ging. Sie ist ein klangsinnliches und anschauliches, zugleich aber schnörkelloses Werk für Bassbariton, gemischten Chor und Orchester, in Text und Musik konzentriert auf das Wesentliche.

Roman Trekel sang den Baritonpart – Originalzitate, die wissenschaftliche Erkenntnisse und religiöse Überzeugungen Girodano Brunos zum Inhalt haben – mit souverän über die Lagen geführten Linien und größter Textverständlichkeit. Peter Simonischek berichtete – vom Balkon herunter und dennoch nicht im Predigerton – von den zentralen Stationen im Leben des Gelehrten. Gerhard Wimberger selber hat den Text erstellt – und dabei auf die gleiche Konzentration der Mittel gesetzt, wie in der Musik.

Wimberger verzichtet in seiner „Passion Girodano Bruno“ auf den Einsatz von Violinen: Dadurch erhält der Orchesterpart eine dunkle Grundierung, aus der heraus einzelne Holzbläserfiguren, aber auch Bratschen- oder Cellolinien besonders heraus strahlen können – sei es in stechenden Akkorden oder bewegender Kantilene. Schlagwerk und Pauke interpunktieren mit häufig wie Schlägen eingesetzten Akkorden besonders den Part des Sprechers, der seine Stimme ja vor allem der Inquisition zu geben hat. Von sanftem Paukenwirbel, Flöten- und Cello-Kantilene fein untermalt ist dagegen etwa der Bericht Giordano Brunos über Familie und Herkunft im Verhör.

Changierende aufblühende Akkorde legt Wimberger unter den Ausspruch „Alle wahre Philosophie ist zugleich Malerei oder Poesie oder Musik“. Dass dieser Giordano Bruno aber kein weltverlorener Träumer, sondern ein Mann der Analyse und der Tat war, deutet der Komponist etwa mit den machtvollen tiefen Bläserakkorden unter der „Summe“ der Lehre Brunos an. Ein großes Crescendo, ein triumphierendes Signal von Pauke, Trompete und Flöte, das freilich bald wieder in sich zusammensinkt, legte Wimberger unter eine weitere zentrale Stelle: „Ihr, die ihr meine Verurteilung verkündet, hab mehr Angst als ich, der sie entgegennimmt.“

Bei aller Klangfülle bleibt der Orchestersatz Wimbergers immer so transparent, dass der Bariton-Solist Roman Trekel am Samstag (31.8.) bei der Uraufführung im Großen Saal des Mozarteums jederzeit auf Gestaltung und Deklamation setzen konnte. Auch im Chorpart – der Salzburger Bachchor sang gewohnt homogen und klangvoll – baute Gerhard Wimberger zu Gunsten von Textverständlichkeit und Transparenz auf einen in klaren Linien geführten Satz.

Hans Graf leitete das Mozarteumorchester, setzte präzise Akzente oder entwickelte mit fein differenzierter Lautstärke farbenreiche Klangflächen.

Zu den beiden Teilen des dpk-Porträts von Gerhard Wimberger
Türenschläger und Zwölftöner
Offen für die Wahrheit des Wirklichen