Stein und Bein

SOMMERSZENE / ERÖFFNUNG

17/06/19 Die Sommerszene beginnt heute Montag (17.6.) und bringt zum Auftakt Premieren von Marco Döttlinger und dem Kollekti ohnetitel, sowie das fulminante Tanzstück Rule of Three von Jan Martens. Auf das Publikum warten „bildstarke Inszenierungen, furioses Schauspiel, berührende Geschichten, humorvolle Performances und partizipative Formate“.

Ausgerechnet im Nadelöhr Neutortunnel erwartet der junge Künstler Marco Döttlinger heute Montag (17.6.) um 18 Uhr sein Publikum mit der Klanginstalla­tion Euch sprechen die Steine. Das bezieht sich auf den Sinnspruch über dem Ostportal des Neutors Te saxa loquuntur - Von Dir sprechen die Steine – der an den Bauherrn Sigismund Graf Schrattenbach erinnert. Döttlinger schuf für die Sommerszene eine Komposition mit engstem Salzburg-Bezug.

Der Titel von Marco Döttlingers Mehrkanal-Klanginstallation beziehe sich zwar auf diese Inschrift, erweiteresie jedoch: „So steht nicht irgendein einzelner Herrscher im Zentrum, sondern vielmehr die Menschen dieser Stadt mit ihren akustischen Fußabdrücken, die sie durch ihre täglichen Wege und Beschäftigungen hinterlassen.“ Konkrete Klänge, sogenannte Fieldrecordings, die für diese Arbeit an diversen Plätzen und zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten in der Nähe des Neutores aufgenommen wurden, dienten, angereichert mit komponierten Instrumentalpassagen, als Ausgangsmaterial, erklärt der Komponist. So erleben die Gäste im Tunnel eine „akustische Verdichtung, die sich auf diesen speziellen Durchgangsort bezieht und ihn zum Schwingen bringt“. Das komprimierte urbane Klanggeschehen funktioniere als Anreger und lasse den Stollen in seinen räumlichen Eigenfrequenzen resonieren.

Marco Döttlinger ist ein österreichischer Komponist und Klangkünstler. Er studierte Komposition, Computermusik und Musiktheorie in Salzburg, Paris und Basel und arbeitet derzeit am INM – Institut Neue Musik der Universität Mozarteum Salzburg. Seine Instrumentalkompositionen, elektro-akustischen Arbeiten und Klanginstallationen beschäftigen sich häufig mit mikrozeitlichen Kleinstveränderungen an der Grenze zwischen Fluss und Stillstand.

Um 19 Uhr startet das Kollektiv ohnetitel mit seiner Performance Die Späte der Stunde in der Reichenhallerstraße erstmals zu ihrer episodenhaften Odyssee durch Salzburg. An sehr unterschiedlichen Orten begegnen dem Publikum an zwölf Festivalabenden künstlerische Miniaturen. Um 20 Uhr gastiert der belgische Choreograph Jan Martens mit seinem fulmi­nanten Tanzabend Rule of Three in der SZENE Salzburg. Jan Martens gelinge, so Sommerszene-Intendantin Angela Glechnber, „mit seinem aktuellen Stück ein rebellisches, leidenschaftliches und furioses Stück Choreographie“.

Als ungebändigte Bewegungs- und Musik-Meditation erforsche Rule of Three Widersprüche und wechsle – wie die Zeit, in der wir leben – zwischen Stille und Explosion, Exaktheit und Intuition, Gefühl und Verstand. Das Tänzertrio lasse sich von der perkussiven Musik des amerikanischen Komponisten NAH antreiben. „Jan Martens gelingt es, die Rastlosigkeit des urbanen Lebens – die Atmosphäre eines Nachtclubs, das Pulsieren des Verkehrs, die Erfahrung, sich in der Fülle von Informationen zu verlieren – einzufangen. Rule of Three sei ein außergewöhnlicher Tanzabend, der sich „irgendwo zwischen Konzert-Performance, Kurzgeschichtensammlung und Facebook-Pinnwand, zeitgenössischen Dramen und Alltagsereignissen positioniere“.

Der Belgier Jan Martens, mit einer künstlerischen Basis sowohl in Belgien als auch in den Niederlanden, hat bereits in jungen Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt und ist mit seinen energetischen Inszenierungen international gefragt. Gleich nach dem Studium in Tilburg und Antwerpen begann er 2010 eigene Bühnenstücke zu entwickeln, die durch ihre authentische Kraft und einen unverstellten Blick auf das Wesentliche sowie auf die Persönlichkeiten der Tänzerinnen und Tänzer bestechen. Mit Rule of Three kommt er nun zum ersten Mal nach Salzburg. (Sommerszene/dpk-klaba)

Die Sommerszene 2019 von 17. bis 29. Juni - www.szene-salzburg.net
Bilder: Sommerszene / Bernhard Müller; Phile Deprez