asdf
 

Die Obdachlosen sind von heute

SALZBURGER ADVENTSINGEN 2010

21/09/10 „Wer klopfet an“ ist Titel des diesjährigen Salzburger Adventsingens. Als diese Traditionsveranstaltung vor genau fünfzig Jahren aus der Großen Aula ins damals neue Große Festspielhaus übersiedelte, war das ein Schritt ins Ungewisse.

alt

„Nicht wenige ‚Verstörte‘ unter Mitwirkenden und Publikum prophezeiten sogar den Untergang“, sagt der jetzige Adventsingen-Leiter Hans Köhl in einem Pressegespräch am Dienstag (21.9.). Tobi Reiser ließ sich nicht beirren. „Aus heutiger Sicht war diese Entscheidung ein Glücksfall für uns, für das Salzburger Adventsingen und auch für seine rund 1.5 Millionen Gäste aus Nah und Fern.“

Die Bühne des Großen Festspielhauses erforderte auch neue Wege der Darbietung, vorerst vor allem im musikalischen Bereich. Nach Anton Dawidowicz (1910-1993) war es vor allem der Komponist Wilhelm Keller (1920-2008), der mit seinen Kantaten dem Salzburger Adventsingen ein bis dahin unbekanntes, neues Klangbild verlieh. Unter Verwendung von Volksmelodien unseres Kulturraumes schuf Liedkantaten von starker eigener Handschrift: etwa die Einleitungskantate „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen“ (ein Text aus dem Lukas-Evangelium) in Verbindung mit dem Pinzgauer Adventlied „s’Gebot is scho ausgangen…“ oder das Magnifcat mit dem Volkslied von Annette Thoma „Als Maria übers Gebirge ging“.

„Das war der Beginn einer jahrzehntelangen künstlerischen Entwicklung bis zum heutigen, in dieser Form unverkennbaren szenisch-musikalischen Gesamtwerk dieses Genres. Diese künstlerische Entwicklung ist untrennbar mit Tobias Reiser d. J. (1946-1999) verbunden, der 25 Jahre lang als Gesamtleiter fungierte, erinnert sich Hans Köhl, der selbst eine „klassische“ Adventsingen-Karriere vom Hirtenbuam bis zum Heimatwerk-Leiter hinter sich hat.

Klemens Vereno hat vor Jahren bereits einmal das Thema Herbergssuche musikalisch illustriert: „Wer klopfet an“ ist auch heuer das Thema, der Bogen soll in die Gegenwart gespannt werden, bis zu den Obdachlosen und Heimatvertriebenen der Gegenwart, kündigt Köhl an. Vereno schrieb für heuer dreizehn Kompositionen, davon drei in Verbindung mit Volksliedern. Dazu kommen sieben Volkslieder, Jodler und acht Instrumentalstücke.

Die Hirtenkinder werden sich diesmal nicht, wie biblisch beschrieben, „auf dem freien Felde“ befinden, sondern im Schatten des Untersbergs. „Dieser magische, mystische und sagenumwobene Berg mit historischer Almbewirtschaftung steckt voller Geheimnisse, wie geschaffen für die Erlebnisse und Begegnungen der Salzburger Hirtenkinder.“

Regisseurin ist jetzt die umtriebige Veronika Pernthaner, die Leiterin des Salzburger Amateurtheaterverbands und der Theatergruppe Abtenau. Sie wird auch eigene Texte einbringen, heißt es. Und sie spielt eine obdachlose „Bergfee“. Kostümbildner Hellmut Hölzl und Bühnenbildner Dietmar Solt sind „Fixstarter“ im Team. Auch Herbert Böck als musikalischer Leiter ist ja schon seit Jahren dabei und erfahren im - durchaus heiklen - Großen Festspielhaus. Im Orchestergraben: die Salzburger Saitenmusik, die Salzburger Geigenmusik, Juvavum Brass und das Salzburger Blattbläserensemble. (Sbg. Adventsingen/dpk)

Aufführungen von 26. November bis 12. Dezember 2010. Karten sind noch für alle Vorstellungen verfügbar. - http://www.salzburgeradventsingen.at/
Bild: Salzburger Adventsingen
Zur Hirtenkinder-Reportage Schmeißt’s euch hin, der Engel ist da

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014