asdf
 

Hundert Positionen und noch mehr

LANDESTHEATER / INTERNATIONALE BALLETTGALA

29/01/12 Für Ballettomanen ist eine solche Reihung tänzerischer Höhepunkte, überwiegend Pas de Deux’ profilierter Paare, ein besonders beliebtes Tanzereignis. Zum Abschluss der Ballettwoche am Landestheater lud man internationale Gäste ein, das hauseigene Ensemble gab ebenfalls Highlights zum Besten.

Von Elisabeth Aumiller

In dieser Ballettgala traten alle Künstler ohne Gage auf, denn der Erlös des Abends kam der AIDS-Hilfe zugute. „Eine Hommage an die Liebe“ in der Choreographie von Benjamin Millepied zur Musik von Philip Glass zeigte ein junges Paar aus Dortmund: Monica Fontescu-Uta, die Schwester der in Salzburg engagierten Christina Uta, und Mark Radjapov glänzten als wunderbar harmonisch und kongruent aufeinander bezogenes Tanzpaar, die Erotik sensibel, in feiner Ästhetik und spielerischer Leichtigkeit zum Ausdruck bringend.

Mit virtuoser Bewegungsintensität in fantasievoll vielfältigen Schrittkombinationen gefielen die Gäste aus der Semperoper Dresden, Yumiko Takeshima und Jiri Bubení?ek in einer Choreographie von David Dawson ebenso wie der „Siegfried“- Pas de Deux  mit Elisiane Büchele und Admill Kuyler in Breuers Kreation für das Staatstheater Karlsruhe.

Ein besonderes Highlight setzte Rosario Guerra von der Gauthier Dance Company Stuttgart mit „Ballett 101“.Auf ebenso witzige wie tänzerisch höchst anspruchsvolle Weise hat Eric Gauthier  eine Art „Lehrstück“ kreiert, das deutlich machte, dass die tänzerische Bewegung kein Zufallsprodukt ist, sondern sich  aus einer Kombination von akademischen Schrittfolgen ergibt.  In wirbelnder Rasanz  durchmaß der Tänzer 100 verschiedene Grundpositionen und zeigte sodann wie aus den  vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten die Tanzimpression entsteht. Eindrucksvoll und tänzerisch brillant!

Die tragische Liebesgeschichte zwischen dem französischen Bildhauer Auguste Rodin und seiner Geliebten Camille Claudel ist Vorlage für Breuers Ballett „Der Kuss“ nach der Musik von Ravels Daphnis et Cloé. Das Salzburger Ensemble gab damit einen beeindruckenden Qualitätsnachweis, ebenso wie in einem Ausschnitt aus der jüngsten Salzburger Produktion „Erde“ aus „Elements“, das die heutige Computer-Gesellschaft und ihre abhanden kommende Kommunikationsfähigkeit auf die Schippe nimmt. Breuers Truppe hatte den Abend mit einer Sequenz aus „Romeo und Julia“ eröffnet.

Große Klasse zeigten Shoko Nakamura  und Wieslaw Dudek vom Staatballett Berlin im Pas de Deux „Caravaggio“ von Mauro Bigonzetti zu Claudio Monteverdi nachempfundener Musik von Bruno Moretti. Hier kam auf sehr kraftvoll elegante Weise,  tänzerisch hochkarätig ausgeführt, die perfekte Mischung von klassischer Ballettkultur mit modern empfundener Ausdruckssynthese wunderbar zum Tragen. Großen Zauber strahlte der  Schluss-Pas de Deux  aus John Crankos Stuttgarter Ballett-Klassiker „Onegin“ mit der Musik Tschaikowskys aus. Sue Jin Kang und Filip Barankiewicz setzten die emotionale Leidenschaft zwischen Tatjana und Onegin ausdrucksstark und mit geschliffener Technik  in  elegante Bewegung um.

Dabei wurde deutlich, dass im Handlungsballett  die tänzerische Bewegung den zugrunde liegenden emotionalen Ausdruck formt, während in der abstrakteren  modern ausgerichteten Tanzorientierung  das Bewegungselement selber, als Selbstzweck sozusagen, der Ausdruck ist.

Mit „Air Guitar“ setzte Eric Gautier einen weiteren witzig-virtuosen Höhepunkt, diesmal in der Doppeleigenschaft als Choreograph und Tänzer. Mit einer Fülle von Schrittkombinationen und Sprüngen, tänzerisch  brillant, führte er pantomimisch verschiedene Gitarren und ihre musikalische Charakteristik vor, die klassische Gitarre, die E-Gitarre, die Flamenco-Gitarre und bei der Rockversion ging dann die Saite ins Auge. Eine pfiffige tanzpantomimische Solonummer. Zum Abschluss zeigte nochmals das Salzburger Ensemble seine Stärken im beeindruckenden „Opfer“ aus Breuers  Ballett „Le sacre du printemps“: intensiv, wild, fordernd.

Bilder: Salzburger Landestheater/ Jürgen Frahm

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014