LANDESTHEATER / LEOPOLDSKRON

12/06/25 Das Landestheater fährt im Park von Leopoldskron mit einem bewährten Konzept in die Landschaft: Picknick im Park, aber nun nicht mit Shakespeare, sondern mit The Sound of Music. Klatsch und Tratsch um den Musicalfilm.

Von Erhard Petzel

Im Picknicksackerl befindet sich zum Programm ein Stück schmackhaften Apfelstrudels und ein sehr süßes Getränk von roter Farbe, das wohl die meisten Erwachsenen sofort ihrem Nachwuchs vermachen wollten, so sie diesen dabei haben. Aber Apfelstrudel ist natürlich ikonisch für die lukullischen Stereotype des Werks, das durch Jahrzehnte als Fremdenverkehrsschleuder fungiert, und der süße Saft für die Kinder, die diesem Musical eine entscheidende emotionale Basis geben. Wer das nicht sogleich verspeist, bekommt in einer Pause auf der Terrasse des Schlosses dazu Gelegenheit, wo man sich in die englischsprachige Schar der Gäste dort mischt oder einen Blick in die neobarocke Schlosskapelle riskieren kann.

Den Beginn markiert aber Thomas Wegscheider an der Vorderseite, nachdem die dort in der Wiese grasenden Graugänse erfolgreich durch die Musik aus dem Lautsprecher in die Flucht geschlagen wurden. Als Ausgleich dafür, dass einzig für ihn kein Ersatz vorgesehen ist, darf er durch mehrere Rollen springen. Er begrüßt uns als Chauffeur des U-Boot-Kapitäns Georg Ritter von Trapp (wobei dessen Charakterisierung allein durch die Anrede Captain erfolgt), wird in der nächsten Szene diesen selbst verkörpern und handelt großteils als Erzähler, der zwischen Englisch und Deutsch springend vor allem Anekdoten und Seitenblicke auf Filmset und Drehort des Hollywood-Films von 1965 zum Besten gibt.

Die Geschichte der Familie Trapp genügt sich im Wesentlichen aus der Darstellung des Films, der auch dessen Ungereimtheiten nicht ausschließt. So wird zum Schluss das Publikum Richtung Untersberg gewendet und mit der Erkenntnis bedacht, dass man über diesen keinesfalls in die Schweiz geflüchtet, sondern geradewegs in die Arme des Feindes gelaufen wäre.

Maria (Andrea Graf), die fünf Mädchen und zwei Knaben erwarten die Leute im Hof des Wirtschaftsgebäudes, worauf es zu den verschiedenen Spielstätten im Park rund ums Schloss geht. Im Zentrum der gespielten Szenen stehen die bekannten Songs aus dem Musical. Die Begleitung ist vom Tonträger eingespielt, aber gesungen und gesprochen wird ausnahmslos ohne Mikrophon. Und das kann nicht genug gewürdigt werden. Mag man es von Erwachsenen durchaus erwarten, aber auch die Kinder bewältigen die Herausforderung des Singens im Freien mit Bravour (Einstudierung Wolfgang Götz).

Damit funktioniert die Emotionsmaschinerie des Musicals uneingeschränkt. Die Banalität der Moralpredigten im Film verdichtet sich zwar in der gerafften Form der Aufführung, dafür ist man schneller über solche Szenen hinweg getaucht und genießt die unerhörte Leichtigkeit alles fiktiv aufgehübschten Seins.

Anekdoten und Schnurren um Film, Filmcrew und Schloss sind durchaus interessanter Klatsch und Tratsch. So sei Christopher Plummer (Darsteller Trapps) von den Mehlspeisen so entzückt gewesen, dass er in die Breite gegangen und damit zum Problem für seine Kostümausstattung geworden sei. Oder die Fahnenausstattung mit Hakenkreuzen im öffentlichen Raum für den Film, was die Delegation zu einem Postkongress stark irritierte. Eine Reihe an Hochzeiten am Filmset und dergleichen mehr. Spielstätten (etwa der Glaspavillon) und ihre Ausstattung werden erläutert und mit Anekdoten versehen. Eine Zusammenstellung also für den Film-Fan, dessen hohe Zeit möglicherweise schon etwas abgelaufen sein mag.

Noch immer wirksam aber ist der Charme einer Geschichte, deren historischer Hintergrund aus dem Buch Maria von Trapps in Filme und Musical eingeflossen ist. Mag der Film von 1965 vieles verfälschen (z.B. den Charakter des Vaters), so trifft das Setting noch immer treffsicher ins Gemüt. Eine Wirkung, die in dieser Produktion verstärkt wird, da man an den Ausführenden hautnah dran ist. Kinder wie Erwachsene zeigen ihren Einsatz, der auch bei einem Traumwetter wie bei der Aufführung am 11. Juni ein Ausgesetztsein von Sonne und Witterung bedeutet. Das erfüllt mit dankbarer Freude.

Picknick im Park / „The Sound of Music“. Bis 9. Juli und dann wieder von 4. bis 22. August. Bei Regen in der Fellows Hall von Schloss Leopoldskron – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Tobias Witzgall