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Hexenmeister mit Heiserkeit

LANDESTHEATER / PETER STEIN / FAUST FANTASIA

13/01/20 Peter Stein ist in Salzburg nicht vergessen. Viele erinnern sich an die Zeit, als er bei den Festspielen das Schauspiel leitete. Er selbst erinnert sich auch, als er auf der Bühne des Landestheaters stand, wo er in den1990er Jahren mit Schauspielern wie Helmuth Lohner, Walter Schmidinger und Otto Schenk zusammengearbeitet hatte.

Von Werner Thuswaldner

Auf der Festung las er damals Gothes Faust. Die Dichtung begleitet ihn sein ganzes Leben. Peter Stein gastierte nun also mit seinem Programm Faust Fantasia im Salzburger Landestheater und wurde vom Publikum gefeiert.

Als Zuhörer ist nach wie vor seine Freude an Goethes Werk zu merken, an dessen Vielfarbigkeit, Witz, Skurrilität und Ernsthaftigkeit. Die Erinnerung an seine Inszenierung ohne Striche in Hannover 2000 zur Weltausstellung ist noch immer lebendig. Es ging Peter Stein darum, nicht die eigenen „Regieeinfälle“ in den Vordergrund zu stellen, sondern Goethe als Sprachschöpfer ersten Ranges zu feiern. Das Etikett „verstaubtes Bildungstheater“ trug Stein mit Fassung.

Am Samstag (11.1.) war nun im vollbesetzten Landestheater eine Faust-Fassung zu hören, die schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel hat. Auf der schwarzen Bühne nahm ein Flügel das Zentrum ein. Der Komponist Arturo Annecchino hat eine Komposition erarbeitet, die weit darüber hinausgeht, den Text bloß zu illustrieren. Sie geriert sich phasenweise bescheiden, nimmt aber zwischendurch, so wie der italienische Komponist Giovanni Vitaletti sie interpretiert, auch immer wieder gegenüber dem gesprochenen Wort mit dominanter Zuspitzung eine Hauptrolle ein. Stein trat, wenn es soweit war, ins Dunkel zurück und überließ die Hauptrolle der Musik. Das alles war subtil inszeniert.

Stein konzentrierte sich bei der Textauswahl auf die Gretchentragödie – weit weg von glattem Wortgeklingel – einerseits und auf die Walpurgisnacht andrerseits. Den Hexenkonvent nützte er zu einem Furioso, das in einen rasanten Rap ausartete. Peter Stein war wegen einer Erkältung beeinträchtigt, schade, aber gerade in der Walpurgisnach und in Dialogen mit Mephisto kamen dadurch für die eine oder andere Hex falsettartige Töne zustande, die ein intakter Stimmapparat gar nicht hervorbringen kann. Stein fragte sich: Vielleicht hätte er wegen seiner Stimmprobleme besser absagen sollen? Aber er verneinte. Das könne er sich nicht leisten, er heiße ja nicht Netrebko.

Bilder: LT / Anna-Maria Löffelberger

 

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