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Zu schön und zu hässlich um wahr zu sein

KLEINES THEATER / DER HÄSSLICHE

17/05/21 Mit deutschsprachiger Gegenwartsdramatik macht das Kleine Theater mobil: Am ersten möglichen Spieltag (am 19.5.) hat Der Hässliche von Marius von Mayenburg Premiere, tags darauf folgt Der Tatortreiniger von Ingrid Lausund. Beides Produktionen Salzburger Schauspielgruppen.

Von Reinhard Kriechbaum

Der ungemein produktive Marius von Mayenburg, geboren 1972 in München, ist einer der Umtriebigsten in der deutschen Theaterszene. Sein Stück Der Stein ist 2008 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt worden (im Rahmen des Young Directors Project). Seit 1999 ist Marius von Mayenburg Hausautor und Dramaturg an der Schaubühne. Seine Stücke Feuergesicht, Parasiten , Haarmann, Das kalte Kind, Eldorado, Turista, Peng, Mars sind in mehr als dreißig Sprachen übersetzt worden.

Das Stück Der Hässliche hat Marius von Mayenburg 2007 geschrieben. Herr Lette, findiger Ingenieur für elektrische Sicherungssysteme, macht eine ihn aufs Höchste beunruhigende Entdeckung: Anscheinend ist er unsäglich häßlich. Warum hat man ihm das bislang nie gesagt? Warum muß ausgerechnet sein Chef ihn darauf stoßen, als es um eine Dienstreise zu einem Kongreß geht, auf dem Lette endlich seine neueste Erfindung präsentieren wollte? Nun fährt jedenfalls ein ungeliebter Kollege hin und erntet fremde Lorbeeren. Zur Rede gestellt, muß auch Lettes Frau gestehen, daß sie sein Gesicht schon immer als „katastrophal“ empfunden habe, sie ihn aber trotzdem liebe.

Der Entschluß zur chirurgischen Korrektur ist schnell gefaßt. Lettes unvermutete Wiedergeburt als unwiderstehlicher Beau macht ihn schnell zum berühmten Mann. Sein Chirurg vermarktet ihn als profitables Idealgesicht, sein Chef nutzt seine Schönheit als Lockstoff für solvente Großaktionärinnen. Lette umgibt sich mit Groupies. Doch der Ruhm währt nicht lange. Lettes Marktwert sinkt rapide, als er sich immer mehr Duplikaten seiner selbst gegenübersieht. Das erotische Überangebot überfordert auch seine Frau. Lettes Selbstentzweiung schreitet unerbittlich voran.

Marius von Mayenburgs bitterböse Komödie führt das verbreitete Phänomen körperlicher Entfremdung ins Groteske und hält damit eitlen Verhältnissen einen Spiegel vor. Die vom Autor vorgegebenen Mehrfachbesetzungen führen zu einer verblüffenden dramaturgischen Struktur dieser Gesellschafts-Satire. Im Kleinen Theater spielen Max Pfnür, Cristina Maria Ablinger, Hans-Jürgen Bertram und Sebastian Martin Rehm in einem von Otto Beck entworfenen Bühnenraum in der Regie von Bálint Walter.

Für sein Stück Feuergesicht erhielt Marius von Mayenburg 1997, also als 25jähriger, den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker. In der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ wurde er 1999 zum Nachwuchsautor des Jahres gewählt. Neben seiner Tätigkeit als Autor arbeitet Marius von Mayenburg auch als Übersetzer, u. a. für Thomas Ostermeiers Shakespeare-Inszenierungen. Maß für Maß beispielsweise war in seiner Textfassung 2011 bei den Salzburger Festspielen zu sehen.

Premiere am Mittwoch (19.5.) im Kleinen Theater, weitere Aufführungen am 26. Mai, 1. und 2. Juli und 24. August – www.kleinestheater.at
Bild: Kleines Theater / Christoph Strom (1); Henschel theater, Katharina Birus (1)


 

 

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