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Des Teufesl Advokat – oder der Teufel selbst?

KLEINES THEATER / ADVOCATUS DIABOLI

22/03/23 Charles Manson war – wir zitieren Wikipedia – „ein US-amerikanischer Krimineller, Musiker und Mörder“. Das hat nicht jeder im ersten Satz des Lebenslaufs stehen. Ältere Semester erinnern sich gewiss, jüngeren wird man die Geschichte erzählen müssen.

Er war ein Kind der 1968er-Zeit mit erheblichem kriminellem Potential. Verführer wie er würden heutzutage wohl über social media Furore machen und seine kruden Ideen würden vermutlich genau so Anhänger finden wie damals. Er war das selbsternannte Oberhaupt der „Manson-Family“, einer sektenähnlich strukturierten und rassistisch ausgerichteten Kommune. Erstaunlicherweise fand er auch Anhängerinnen, obwohl er Frauen kurzerhand die Seele absprach – so wie dunkelhäutigen Menschen. Unter anderem prophezeite Charles Manson, dass 1969 die schwarzen Amerikaner rebellieren und grausame Morde in den Villen reicher weißer Amerikaner begehen würden. Tatsächlich war er es dann, der bei seinen fanatisierten Anhängerinnen und Anhängern sieben Morde in Auftrag gab. Das namhafteste Opfer war die Schauspielerin Sharon Tate. Manson saß dann bis zu seinem Tod 2017 in Haft (die Todesstrafe, zu der er eigentlich verurteilt worden war, hatte Kalifornien 1972 ausgesetzt).

Psychologen und Journalisten hat der Fall und der Mann dahinter natürlich interessiert: Immer wieder wurde er interviewt, und da hat sich seine Sogwirkung auf Menschen bestätigt – er wusste auch die Menschen zu manipulieren, die ihn interviewten.

Dieser Figur also widmet der Schauspieler und Autor Bülent Özdil ein Stück, das jetzt einige Zeit auf seine Uraufführung hat warten müssen. 2020 hat Bülent Özdil Advocatus Diabili geschrieben. Heute Dienstag (22.3.) wird es im Kleinen Theater unter seiner Regie uraufgeführt. Es spielen Ursula Deuker, Jan Walter, Stefan Ried und Cassandra Rühmling. Bülent Özdil, der in Salzburg lebt, gehörte eine Zeit lang als Schauspieler dem Ensemble des Schauspielhauses Salzburg an.

Die Titelfigur tritt als personifizierter Anwalt des Teufels auf und will Manson rehabilitieren. Er ist Conferencier, Anwalt und Verführer in einem. Der ehemalige Staatsanwalt Vincent Bugliosi, der Manson damals vor Gericht angeklagt hat, stellt sich diesem Vorhaben entgegen, um dann festzustellen, dass der Advocatus Diaboli etwas ganz anderes im Sinn hat.
Advocatus Diaboli stellt Fragen nach der Meinungsbildung und Manipulation. „Die Auseinandersetzung mit der Figur Charles Manson und die Kontroverse um ihn, sind eine Antwort auf den hysterischen und unreflektierten Pluralismus, den das Internetzeitalter auf ein vielfaches potenziert hat“, so der Autor Bülent Özdil. (Kleines Theater/dpk)

Uraufführung heute Dienstag (22.3.), weitere Aufführungen am 23.3. sowie am 5., 6. und 7.4. im Kleinen Theater – www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater / Erika Mayer

 

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