Vierzig! Jetzt aber wirklich!

MotzART FESTIVAL 2023

12/01/23 Der Vierziger wäre ja schon 2022 fällig gewesen. Pandemiebedingt wurde eine Zwischenstation eingelegt und vorsichtig der 39½ Geburtstag gefeiert. Nun endlich folgt – von 21. bis 28. Jänner – die Festwoche Vierzig Jahre MotzART. Acht Termine, acht Salzburg-Premieren.

Von Heidemarie Klabacher

Otto Grünmandl 1983,1986, 1987, 1988. 1989.1990. Topsi Küppers 1983. Lukas Resitarits 1983, 1986. Fritz Muliar 1990. I Stangl 1993, 2005, 2007, 2010, 2012, 2018. Ottfried Fischer 1995. 2009 oder von Altenglühen bis Zimmerschied: In vierzig Jahren kommt einiges an Kabarett-Prominenz zusammen. Heuer wird gefeiert.

Wenn auch ein Jahr später als rechnerisch richtig wäre: „Feste soll man feiern, wie sie fallen. Unabhängig von der politischen Großwetterlage. Und Aufmunterung werden wir alle sicherlich brauchen“, so Sebastian Linz, Intentant der ARGEkultur wie des MotzART-Kabarettfestivals. Acht Salzburg-Premieren stehen heuer auf dem Programm. „Mit Andreas Rebers, Luise Kinseher oder Christoph Grissemann zusammen mit Manfred Englmayr und David Reumüller kommen gute alte MotzART-Bekannte.“ Der ARGEkultur-Leiter verweist aber auch auf Neuzugänge im Programm: „Mit den beiden Kabarettistinnen Hossa & Hödl und ihrer humoristischen Therapiesitzung, dem Physiker und Wissenschafts-Kabarettisten Vince Ebert und dem Beinahe-Bundespräsidenten Dominik Wlazny – aka Marco Pogo – sind auch wieder neue Gesichter dabei.“

Josef Jöchl gestltet sein Soloprogramm um den Themenkreis „Nett sein“. Queer wird es mit der dritten Salzburg-Ausgabe des PCCC unter dem Titel Queers stay forever young! Like MotzART. „Und das stimmt auch. Weil es – wie wir alle wissen – fit hält gegen den Strom zu schwimmen und die Intoleranz zu bekämpfen“, so die Performerinnen um Denice Bourbon, die 2017 den politisch korrekten Comedy Club mitbegründet hat. Es gibt diesen noch, also muss es stimmen, dass politische Korrektheit und Komik auch mal Hand in Hand gehen können.

„Was die Politik seit Jahren nicht schafft, schaffen Hödl & Hossa an einem Abend“, verspricht die ARGE, nämmlich Psychotherapie zugänglich für alle. Depressionen, Burn-Outs, Angststörungen und Haustiere: „Professor Hödl und Doktor Hossa behandeln sie alle.“ Ein MotzART-Nezugang, wie auch der Auftritt unseres Beinhahe-UHBP Marco Pogo. Frisch aus der Gschichtldruckerei erzählt der Gründer der Bierpartei – im bürgerlichen Leben Frontmann der Wiener Punkband Turbobier – vom Alltag auf Tournee, Zimmergenossen mit Hygienedefizit oder Taxifahrern in Kuala Lumpur. Vince Ebert, Dipolomphysiker und Kabarettist, um in einem Aufwasch gleich den dritten MotzART Neuling mitzunehmen, war ein Jahr lang in Amerika und hat nun auch endlich kapiert, dass die Evolutionstheorie Blödsinn und die Erde KEINE Kugel ist. Make science great again!

Andreas Rebers, einer der alten MotzART-Bekannten, bringt mit seiner Salzburg-Premiere unter dem Motto Ich helfe gerne. Kabarett auf dem neuesten Stand ein „Programm über alles, was toxisch ist, und die moralische Weltmacht Deutschland“. Josef Jöchl spricht über Die Kleine Schwester von nett. Er gibt dem Nettsein, fünf von fünf Sternen. „Ausschlafen ist nett, Netflix ist überwiegend nett und Österreich ist nett seit 1945.“

Wände streichen! Segel setzen! Luise Kinseher auf Kabarett-Expedition erforscht – nachdem die Erde ja inzwischen vollständig vermessen ist und nachweislich keine Kugel ist – die menschliche Seele. Einen würdevollen und gut zu Salzburg passenden Schlusspunkt zum vierzigsten MotzART-Festival setzen Christoph Grissemann, Manfred Engelmayr und David Reumüller: Sie werfen ihre Thomas Bernhard Machine an: „In einem gemeinsamen Bühnenprogramm rezitiert Grissemann zur repetitiven Musik seiner Maschinisten ausgewählte Bernhard-Texte, spielt aber auch radikale bzw. skurrile Interviewpassagen des grimmig-kritischen Dichters nach.“ Da wird man sich kugeln müssen. Der MotzART-Festivalpass für das Gesamtpaket kostet 120 Euro im Vorverkauf. Wie Vince Ebert immer betont: „Denken Sie selbst, sonst tun es andere für Sie.“

MotzART Festival – 21. bis 28. Jänner – www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Isolar Mesec; Georg Wilke; Frank Eidel