asdf
 

Schamhaar im Wasserglas

KLEINES THEATER / PFLICHT ODER WAHRHEIT

10/03/11 Wie bringt man einer, mit der man gerade noch gegangen ist, bei, dass es aus ist? „Unter einem Monat ein SMS, darüber schon mal ein Anruf“, sagt der vor Selbstbewusstsein strotzende David. Und er lässt dabei seine Arme so lässig baumeln, dass es echt cool ausschaut.

Von Reinhard Kriechbaum

altDa müssen sie freilich schmunzeln, die Schülerinnen und Schüler der Altersklasse „13+“, die in dieser Vormittagsaufführung das Kleine Theater bis zum letzten Platz füllen. Es bahnt sich wohl wieder ein Erfolg an mit dem – zugegeben: Titel-mäßig ein wenig abschreckenden – Stück „Pflicht oder Wahrheit“. Die Sache ist nämlich in Wirklichkeit recht pfiffig: Männer und Frauen passen ja schon im Teenie-Alter nicht so recht zusammen. „Männer können keine Schlampen sein, Männer sind Stecher.“ War nicht erst jüngst Welt-Frauentag?

Nelly ist nach einer Party in der Wohnung von David sitzen geblieben. Sitzen gelassen worden, sagt sie mit einer gewissen Überzeugungskraft. David, ein rechter Schwerenöter, kann mit der vermeintlichen Psycho-Trantüte zuerst wenig anfangen. Aber Reden hat auch seine Qualität, und so scheint es so, dass die beiden ja doch nicht nur wie Hund und Katz, sondern auch wie Katz und Maus zueinander sind.

altStephan Lack ist der Autor, und der versteht es, dass Theater nicht zur pseudo-lehrhaften Aufklärungsunterricht wird. Er versteht sich darauf, Dialoge aufs Wesentliche zuzuspitzen, aber dann wieder die Kurve zu kratzen zum Unterhaltsamen. Da diskutieren David und Nelly über Tiefen und Klippen der Partnerschaft, sie bittet ihn um etwas zu trinken – und es entbrennt eine köstliche Diskussion darüber, ob das Haar im schlecht ausgewaschenen Wasserglas wohl ein Schamhaar ist …

„Sex ist nicht alles – aber erster Sex?“ Da ist das Teenie-Publikum ganz bei der Sache. Und wenn davon die Rede ist, wie viele Mädels wohl beim ersten Sexualpartner bleiben, geht ein wissendes Raunen durch die Reihen. Mit dem Stück „Stones“ (einem Dauerbrenner, der immer noch auf dem Spielplan steht) hat Regisseurin Caroline Richards einen punktgenauen Treffer gelandet, was die jugendliche Lebenswelt anlangt. Auch in „Pflicht oder Wahrheit“ ist sie wieder unmittelbar dran an den jungen Leuten. Gar nicht möglich, dass sich einer von ihnen nicht interessiert fürs „erste Mal“, fürs Wie und vor allem fürs Mit-Wem.

altDie Lebenswelt passt, YouTube und Google sind auf der Bühne in Form von Projektionen (Video: Sarah Haas) gegenwärtig. Drei Sitzsäcke könnten durchaus auch ein Bett abgeben, und immer wieder mal stehen sie schon in beinah passender Lage zueinander. Aber Kissenschlacht geht damit auch, und überhaupt sind in diesem Stück alle Wege offen, werden die Beziehungs-Karten öfters mal neu gemischt. Das macht die Sache kurzweilig. Und das Ende ist sowieso überraschend.

Nevena Lukic und Wilhelm Iben sind echte Identifikationsfiguren. Nicht eine Minute dächte man drüber nach, dass im Regelfall in solchen Stücken beinah erwachsene Schauspieler etwas befangen halb erwachsene Kinder spielen. Das geschieht hier flockig und leicht, mit hoher Authentizität und unaufdringlicher, Distanz schaffender Selbstironie. Dies gilt für die Regie von Caroline Richards ebenso wie für die beiden Darsteller.

„Taka-Tuka“ zeigt wieder einmal, dass es derzeit die erste Adresse für die Theaterkundschaft 13+ ist.

Nächste Abendvorstellung am 19.3.; Schüleraufführungen vormittags kann man auch online buchen. - www.kleinestheater.at
Bilder: Taka-Tuka / Sarah Haas

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014