„Was für ein verworfenes Nest!“

TRIBÜHNE LEHEN / TAXI, TAXI

18/03/11 Die Bühne in der Mitte hat die Ausmaße eines Laufstegs. Der Zuschauer bekommt als Eintrittskarte eine Taxirechnung und findet seinen Platz – je nachdem – links oder rechts davon: entweder in Streatham oder in Wimbledon. „Taxi Taxi“, eine turbulente Komödie von Ray Cooney, in der TriBühne Lehen.

Von Ursula Trojan

Die Nase von John Smith müsste eigentlich die Länge von Pinocchios Riechkolben haben, so viel muss sich der Londoner Taxifahrer durch einen ganzen Theaterabend schwindeln. Die Ausgangs-Situation ist aber auch wirklich pikant: In zwei Stadtteilen, exakt viereinhalb Taximinuten voneinander entfernt, nennt John Smith je eine glückliche Ehefrau sein eigen. Johns Tages-(und Nacht-)Ablauf ist minutiös ausgeklügelt, im Kalender stehen nur Kürzel wie etwa KTB (Knuddeltag mit Barbara). Sein Leben ist präzise auf den Dienstplan abgestimmt und es scheint, als könnte nichts des Bigamisten Wässerchen trüben. Eines Nachts jedoch spielt John Smith bei einem Überfall auf eine alte Dame beherzt den Helden und landet lädiert im Krankenhaus. Die beiden Gattinnen schalten Polizei-Inspektoren der jeweiligen Revaltiere ein und warten sorgenvoll auf das Auftauchen des guten Mannes. So schnell geht`s und man ist mittendrin in einem Puzzle, in dem plötzlich kein Teilchen mehr zum anderen passt…

Das alles in atemberaubender Leb- und Leibhaftigkeit meist gleichzeitig auf eingangs beschriebenem Laufsteg stattfinden zu lassen, ist dem Ensemble der „Theater(off)ensive“ bestens gelungen. Julia Urban und Angelica Ladurner toben sich in den grundverschiedenen Charakteren der beiden Angetrauten Mary und Barbara richtig aus. Polizei-Inspektor Troughton wird von Alexander Mitterer gespielt; sein Gesicht kennt man aus den Tiroler „Tatort“-Sendungen. Kollege Inspektor Porterhouse (Markus Tavakoli) ist als Columbo-Double zum Brüllen komisch. Detlef Trippel als John Smith ist Verursacher und Opfer in einem, auf alle Fälle Gefangener im eigenen Lügenturm. Freund Stanley (Kurt Schrepfer) baut fleißig mit, setzt gezielt Steinchen um Steinchen ein, ist mitgefangen und mitgehangen. Und dann kommt noch irrwitzigerweise Ralph M. Küsters Bobby ins Spiel: Als schwuler Fummeldesigner und Nachbar von Gattin Barbara gehen eine Menge der Lacher auf sein Konto. Regisseur dieses vergnüglichen Schauspiels, in dem es sich ziemlich abspielt, ist Alex Linse.

„Was für ein verworfenes Nest“, stöhnt Inspektor Troughton, als die sich zuspitzende Situation gegen Ende immer heftiger wird. Wie gut, dass es solche Verworfenheit auf der Bühne gibt!

Die nächsten Aufführungen:   19., 24., 29.3., jeweils 19.30 Uhr in der TriBühne Lehen.  - www.theateroffensive.at
Bilder: theater(off)ensive / Maro W.