Arturas Valudskis benötigt für seinen „König Ubu:ng“ keinen großen Bühnenzauber. Für die musikalische Untermalung reicht ein Schlagzeug. Die Darsteller sind allesamt einheitlich in Schwarz gekleidet und in Anlehnung an diverse klassische Theatertraditionen weißgeschminkt. Die einzigen Requisiten auf der sonst leeren Bühne sind ein paar Stühle. Mehr braucht es aber auch nicht für einen ebenso reichhaltigen wie reizvollen Theaterabend. Das liegt zum einen am glänzenden Ensemble, in dem jeder auf seine Weise, aber auch im Kollektiv zu glänzen versteht. Zum anderen an den vielen komischen Unter- und Obertönen, die die absurde Szenenfolge immer wieder auflockern und das Publikum über alle Verständnisprobleme hinweglächeln lassen.
„König Ubu:ng“ spielt einerseits auf den vom Schülerschwank zur Weltliteratur aufgestiegenen „König Ubu“ von Alfred Jarry an, anderseits verweist es auf den Übungscharakter des Stücks für Ensemble und Zuschauer. Als zweite große Inspirationsquelle nennt Valudskis seinen Landsmann Juozas Erlickas, der einst literarische Aphorismen auf kleinen weißen Zettel in Kaffeehäusern unters Volk brachte. Und der Dichter hat im Stück auch gleich das erste Wort.
„Ich umarme einen Baum und frage ihn, ob er mit mir gehen möchte. Der Baum schweigt. Bäume sind sehr zurückhaltend. Deswegen liebe ich sie“, erläutert Yoko Yagihara nach mehreren erfolglosen Schlagzeugintros, warum sie Bäume den Menschen vorzieht. Weitere Gründe liefern ihr fünf ebenfalls schwarz gekleidete und weiß geschminkte Gestalten. Langsam wagen sie sich hinter einer Sesselreihe her und erzählen zu immer wieder einsetzenden Trommel-Rhythmen, was ihnen auf der Seele brennt.
Nach einem kurzen gemeinsamen Ritt über die so gut wie leere Bühne, einigen unbeantworteten Fragen und Sketcheinlagen legt Pascale Staudenbauer ihr großes Geständnis ab: Eine Verkäuferin wolle ihre keine Zündhölzer verkaufen, da sei eben ihr Geschäft in Flammen aufgegangen. Sarah Born verrät, wie sie auf einem Spaziergang vom Herbst verfolgt worden sei und sie sich schließlich zu Hause habe bewaffnen müssen, um sich dem unheimlichen Verfolger zu stellen. Tobias Ofenbauer eröffnet uns seine Ambition, Präsident zu werden. Bereits am Gipfel der Macht treffen wir Susanne Lipinski als Königin. Bleibt noch Andreas Simma, der was gegen die Natur hat und dann einen einsamen Sessel zusammenstaucht - wegen schlechter Bühnenperformance. Yoko Yagihara ruft abschließend das Publikum noch einmal zu Ordnung, bevor sie es mit Albert Einsteins süffisanter Bemerkung zur Unendlichkeit des Universums und der menschlichen Dummheit in die Wirklichkeit entlässt.