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Generationsübergreifend lächerlich

MOTZART-WOCHE / I STANGL

05/02/10 Die große Welt, die sich in Stangls österreichischen Verhältnissen spiegelt, ist streng geteilt: in Plus und Minus. Scheidelinie ist die ominöse „Vierzig“. Dazu kommen sechs Kilo Krimskrams.

Von Erhard Petzel

Damit zeigt der 1954 geborene Meister ein weites Herz. Vielleicht in Hinblick auf sein Publikum, vielleicht wegen bestimmter technischer Errungenschaften als kultureller Generationenmarker. „Wir sind Helden - Born To Be Wild“ war das Motto I Stangls bei der Motzart-Woche am Donnerstag (4.2.) in der ARGE.

Die Helden sind also wir, die Jahrgänge ab den 68igern und vor der I-Pod-Generation. Deren Vertreter werden überhaupt abschätzig als "Minusse". In höchst erquicklicher Weise wird über die Vorzüge der linkspolitisierten Kaffehaus-Aktionisten räsoniert, die beim Warten auf die Revolution in Österreich eine Massenvernichtung an großen Braunen auf ihre Fahnen des Widerstands heften durften. Die Absurdität der angeblich autobiographischen Ereignisse wird grotesk überhöht durch ihre Einbettung in das revolutionäre Allerweltspathos. Die erfolgreich abgewartete Revolution fand statt, die vernichtenden drei Fragen an Landeshauptmann Kery in der Wiener Stadthalle am 28.8.82 stellte "Che Seppi Cap".

Was könnten die heutigen "BoBos" (bourgeoise Bohemiens) da schon dagegenhalten? Spott und Häme ergießt sich über die Autisten-Partys der Cafe-latte-zuzelnden "Tusoawos" in ihren w-Lan-Cafes. Von Sex- bis Sprachbetrachtung bleibt kaum ein Thema unberührt, von I Stangl wort- und witzgewaltig mit leidenschaftlichem Spiel genussvoll zelebriert: auf kleinem Raum im Zentrum der Bühne, so sparsam wie geschickt mit Einspielungen unterlegt, die fallweise Kommunikationspartner-Funktion übernehmen.

Nach der Pause wird der Raum ausgeweitet. Tischchen links mit Kühlschränkchen, rechts wird eine grell orange-schwarz designte Kunststofftasche eines Tramway fahrenden BoBos entleert: Laptop, Handy (i-phone) mit dem Obst-Logo, gesamt sechs Kilo Krimskrams. Dagegen steht eine Etienne Aigner Herrenhandtasche von 1974 mit: sauberer Unterhose, Handschellen und Falk-Zigaretten.

Letztes Requisit für die Schlussnummer: eine Rote Fahne für die Vision der Himmelfahrt nach dem Tod - und dann wird wirklich große Revolution angezettelt. Abschließend verausgabt sich I Stangl zu "Born To Be Wild" mit der Luftgitarre.

Ein Abend voll Witz, Ironie und Selbstverschaukelung, der vorgibt, das die Generationen Trennende zu beleuchten und damit eigentlich so recht zeigt, wie ähnlich wir uns alle sind, wenn es darum geht, uns lächerlich zu machen.

Bild: ARGEkultur

 

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