30 JAHRE THEATER ECCE / PLÄNE 2025 UND 2026

25/06/24 „Es wird sich wohl niemand finden lassen, der im Theater ecce die Funktion der Künstlerischen Leitung, der Geschäftsführung, des Allroundtechnikers und des Mädchen für alles dauerhaft übernimmt.“

Von Heidemarie Klabacher

Reinhold Tritscher hält es für notwendig „eine breitere personelle Infrastruktur aufzubauen, wenn man will, dass das Theater ecce weiterhin für inklusives Theater in Stadt und Land Salzburg stehen soll“. Dringend notwendige Personalaufstockungen im Bereich Organisation und Technik strebe man schon länger an, sind sich bislang finanziell aber nie „im ausreichenden Maß“ ausgegangen. „Im Zweifel haben wir uns für Fair Pay für das Ensemble entschieden“, so Tritscher. „Eine Entlastung der künstlerischen Leitung und des Veranstaltungsmanagements konnte bisher nur unzureichend umgesetzt werden.“ Diesen Schritt aber hält Prinzipal Reinhold Tritscher „auch im Hinblick auf eine notwendige Verjüngung des Teams“ für unumgänglich.

Die Generation der visionären Gründerinnen und Gründer, Leiterinnen und Leiter von Theatern und Kulturinstitutionen in Stadt und Land Salzburg, die ihre unschätzbare Aufbau-Arbeit über Jahrzehnte nach dem Prinzip „Selbstausbeutung“ geleistet haben, geht langsam in Pension. Die nachfolgende Generation will für ihre Visionen bezahlt werden. Die Weichen für eine „sanfte Übergabe und einen Generationenwechsel“ im Verein Theater ecce sollen 2026 jedenfalls strukturell vorbereitet werden. 

„Nach der großen Koproduktion mit der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl mit dem Stück Das große Welttheater erscheint uns der Zeitpunkt ideal, die Weichen im Theater ecce ein wenig neu zu stellen und eine länger anstehende Umstrukturierung vorzunehmen“, sagt Reinhold Tritscher. Erste Schritte wurden gesetzt, die Position Veranstaltungsmanagement etwa mit Kristin Henkel, „zugleich Schauspielerin in unserem Ensemble“, neu besetzt. „Wilfried Brandner, der ehemalige Leiter der Finanzabteilung der Universität Mozarteum und Betriebsdirektor in großen Theatern unterstützt uns zur Zeit ehrenamtlich im Bereich Finanzen/Controlling.“ Man wende sich mit den Plänen für 2026 bereits jetzt an die Öffentlichkeit, „weil sich abzeichnet, dass die Finanzierung unserer Vorhaben herausfordernd bleibt“, so Reinhold Tritscher.

„Inhaltlich wollen wir den Weg der Umsetzung von literarischen Vorlagen mit gesellschaftspolitischer Relevanz, partizipativ erarbeiteten inklusiven Stücken und jährlich einem größeren inklusiven Familienstück fortsetzen.“ Ergänzt wird das Programm weiterhin durch Basisarbeit im inklusiven Bereich und Workshoptätigkeit. 

Aktuell sei die Detailplanung für 2026 „mit Vorsicht zu genießen“, mit vielen Unbekannten in der Förderlandschaft zu rechnen. Vorausgegetzt, es gelingt, zusätzliche Unterstützung durch Freunde und Sponsoren zu gewinnen, ergebe sich, so Reinhold Tritscher, immerhin folgender „realistischer Ausblick auf das weitere Jahr 2025 und auf das Jubiläumsjahr 2026“. The Little Mermaidi ist jedenfalls als zentrales Projekt zum Jubiläum „Dreißig Jahre Theater ecce“ vorgehsehen: „Als umfangreiches inklusives Projekt in unserem Circuszelt.“ Weiters geplant ist ein Kafka-Projekt mit dramatisierten Erzählungen aus der Welt des Circus und des Varietés nach Texten Franz Kafkas. Die Reihe mit Familienstücken beim Theaterherbst Saalfelden-Leogang, im OVAL im Europark, im Kunsthaus Nexus und an weiteren Stationen soll 2026 mit dem Stück Max von Beat Fäh fortgesetzt werden.

Das laufende Theaterjahr 2025 ist aber auch noch längst nicht abgespielt. Höhepunkte kommen tatsächlich erst: „Als erste Neuinszenierung 2025 gibt es King Lear nach William Shakespeare im Rahmen eines auf mehrere Jahre angedachten Lear Projektes“, berichtet Reinhold Tritscher bei der Programmpräsentation heute Mittwoch (25.6.). Man arbeite bereits mit einem „sehr ausgewählten Ensemble“ an der Umsetzung. Premiere ist am 11. September im ehemaligen Cineplex City Center. Die nächste Premiere ist am 24. Oktober in der Mehrzweckhalle Leogang: In der Familienproduktion 2025 gehe es „sehr humorvoll“ um die „Aussortierten und Ausgeschlossenen, um die Erniedrigten und Beleidigten, in letzter Konsequenz um die Lebensunwerten“, schildert Reinhold Tritscher. „Diese können aber mit dem nötigen Gemeinschaftssinn Großes erreichen. Mit den Bremer Stadtmusikanten haben wir dazu einen aus unserer Sicht geradezu idealen Stoff ausgewählt.“  

Und Der Traum eines lächerlichen Menschen?  Die Produktion – Idee, Text nach Dostojewski und Schauspiel Reinhold Tritscher – ging im Jahr 2000 im Literaturhaus Salzburg als bejubelte Soloperformance des Theatergründers über die Bühne.

Theater ecce – alle Termine und Produktionen – www.theater-ecce.com
Bilder: www.theater-ecce.com Archiv / Peter Angerer (1); Andreas Hauch (3)
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