TODESFALL
Franz Grundheber
Wenn wir richtig gezählt haben, hat Franz Grundheber bei den Salzburger Festspielen 36 Mal den Sprecher in der Zauberflöte gesungen, zwischen 1991 und 2008. Zuletzt war er 2010 – als damals 73jähriger – der Schigolch in Alban Bergs Lulu, an der Seite von Patricia Petibon in der Titelrolle.
Franz Grundheber, Kammersänger und Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, ist am 27. September, genau an seinem 88. Geburtstag, verstorben.
Im Haus am Ring gab er sein Debüt schon 1976 als Nozze-Figaro, der endgültige Durchbruch zum gefeierten Wiener Publikumsliebling gelang ihm schließlich mit dem Wozzeck bei einer Neuproduktion 1987. Fast 260 Mal stand Grundheber auf dieser Bühne, und das in einem ungemein breiten Repertoire, das deutsche, italienische und französische Rollen gleichermaßen umfasste. „Dass die Liebe eine gegenseitige war, dass ihm dieses Haus und dieses Publikum besonders am Herzen lagen, zeigte sich nicht zuletzt an seiner tiefen Traurigkeit, als er nach über 40 Jahren am Ende seiner Karriere 2017 als Schigolch in Bergs Lulu Abschied von der Wiener Staatsoper nahm“, heißt es in einem Nachruf auf der Website.
Er sang so gut wie alle großen Charaktere seines Faches – etwa Amonasro, Holländer, Jago, Orest, die Bösewichter in Contes d’Hoffmann, Scarpia, Cardillac, Dr. Schön, aber er wusste auch in Raritäten zu überzeugen, zum Beispiel als Guglielmo Wulf in Puccinis Erstling Le villi, gab mit großer Hingabe den Moses in einer Neuproduktion des Schönberg‘schen Opus oder den Carlo Borromeo in Pfitzners Palestrina.
Seine ersten Auftritte in Salzburg hatte er 1985 und 1986 in Richard Strauss Capriccio. Er war hier unter anderem der Orest in Elektra (1986), der Amfortas im Parsifal (1998), den Jupiter in Die Liebe der Danae (2002), den Faninal im Rosenkavalier (2004). (dpk-krie)