Philosophieunterricht in der Ausstellung

KUNSTVEREIN / A PAINTER'S DOUPT

02/03/17 Wer das Künstlerhaus betritt, bekommt es mit geballter Poesie zu tun. Daraus folgt, dass es sauschwer ist, stilgerecht darüber zu berichten. Es besteht die Gefahr, in eine Schreibweise abzugleiten, wie sie in die Jahre gekommene Frauen gebrauchen, die sich entschlossen haben, Gedichte zu schreiben.

Von Werner Thuswaldner

Das Motto der Ausstellung heißt „A Painter`s Doubt“. Der Formulierung ist zu entnehmen, dass Maler nicht einfach drauflos malen. Sie können nicht anders, als sich zuvor mit den Zweifeln an der Malerei auseinanderzusetzen, mit Fragen, etwa in der Art wie: Ist Malen heutzutage überhaupt noch zeitgemäß? Ja, es ist erstaunlich, im Künstlerhaus so viel „Flachware“ an den Wänden zu sehen wie schon lang nicht mehr.

Die Ringgalerie hat Nevin Aladag gestaltet – sie stellt zugleich auch im Linzer Lentos aus –, mit großformatigen Fotos, die von der Decke hängen. Die Bilder sind so hintereinander angeordnet, dass sie Bewegungsabläufe zeigen. Die kann man aber nur wahrnehmen, wenn man die Schau mit großem Tempo absolviert. Es funktioniert übrigens in beide Richtungen. Hände können ja so ausdrucksstark sein (das wusste nicht nur Albrecht Dürer ganz genau), darauf baut Nevin Aladag. Hier geht es um künstlerische Bewegung, die mit der Tanzkunst verwandt ist. Die Hände spielen mit Kieseln das „Fünf-Steine-Spiel“, das angeblich schon der alte Grieche Homer gut gekannt hat.

Im „Kabinett“ kann sich die Künstlerin Margareta Klose verwirklichen. Sie hat den Raum in eine geheimnisvolle grüne Stube verwandelt. Große Einmachgläser stehen auf dem Boden, angefüllt mit Verpackungs- und Malmaterial. Einmachgläser sind auf Dauer angelegt. Normalerweise haben sie den Zweck, den Inhalt zu konservieren. Margareta Klose dagegen ist es durchaus recht, wenn sich Konsistenz und Farbe ändern. Aphorismen, Sprüche und Verszeilen sind an die Wände gepinselt. So wie die Einmachgläser thematisieren sie die Vergänglichkeit.

Und im Hauptraum hängen also Bilder von neun Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen europäischen Ländern an den Wänden. Das Publikum soll aber nicht glauben, hier handle es sich um eine gewöhnliche Bilderausstellung. Es bedarf etwa einer Recherche, herauszufinden, wer was gemalt hat, denn anstatt Namen sind lediglich Ziffern angegeben. Kurator Seamus Kealy nützt die Werke gleichsam als Belege für eine ausführliche philosophische Erörterung, die übrigens als Text vorliegt. Zentral ist die Frage der Wahrnehmung des unmittelbar Gegebenen.

Kealy arbeitet sich an Philosophen wie Franz Brentano, Maurice Merleau-Ponty, Edmund Husserl und anderen entlang. Husserl geht davon aus, dass unsere Wahrnehmung nie absichtslos sei, Intentionalität sei immer im Spiel. Was dies mit Kunst, speziell mit Malerei, zu tun hat? In der Malerei ist das unmittelbar Gegebene gleichsam durch eine spezifische Art der Wahrnehmung dargestellt. Wir sind aufgefordert, uns dazu zu verhalten.

Nicht minder viel Gedankenarbeit kann in da Werk „Trojan Source Code“ von Stefan Kreiger im Cafe Cult investiert werden. Computerprogramme basieren auf einem ‚ „source code“, Trojaner dagegen sind im Zusammenhang mit Computern etwas absolut Böses.

Die Ausstellungen „A Painter`s Doubt“ und Margareta Klose/„Im Grünen“ sind bis 23. April im Salzburger Künstlerhaus zu sehen, Nevin Aladağs „Fünf Steine Spiel“ in der Ringgalerie bis Anfang Februar 2018 – www.salzburger-kunstverein.at
Bilder: Salzburger Kunstverein / Andrew Phelps