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Marienwahn. Rupertisuff

STADTGALERIE RATHAUS / LOCAL HEROES

22/03/19 Nein, das sind keine Fußball- sondern Marien-Fans. Genau dieser Maria! Der Jungfrau und Gottesmutter Maria: Tausende Gläubige und sonstige Gäste säumen den Weg der Statue am höchsten Feiertag in Matera, der europäischen Kulturhauptstadt 2019. - Im Rathaus zu Salzburg treffen dieser Tage einander die welsche Maria und der hiesige Rupert.

Von Heidemarie Klabacher

Höhlen im Fels ohne Wasser und Strom. Substandard. Verlassen. Vergammelt. Dann wiederentdeckt, zurecht-restauriert und zur europäischen Kulturhauptstadt 2019 gekürt: Das weiß man inzwischen so halbwegs über das Städtchen Matera in der süditalienischen Region mit dem klingenden Namen Basilikata. Was Touristiker und Kulturhauptstadt-Finder bislang nicht vermittelt haben, ist ein Eindruck vom Fest der „Madonna della Bruna“, das seit Jahrhunderten jeden 2. Juli die kleine Stadt unweit des Italienischen Stiefelabsatzes in den Ausnahmezustand versetzt. Die Stadt der Gegenwart muss sich im Ausnahmezustand befinden.

Der Himmel scheint – mittels überwältigender architektonischer Licht-Skulpturen – mitsamt seiner Königin auf die Erde geholt zu werden. Alt und Jung, männlich wie und weiblich, scheint in Ekstase geraten zu wollen...

Die vielfach ausgezeichnete Fotografin Cristina Garzone aus Florenz hat die Marien-Ereignisse in Matera drei Jahre lang begleitet. Hat an den unterschiedlichsten Schauplätzen fotografiert, in den Werkstätten, in denen der Festwagen jedes Jahr neu hergestellt, wie in den Gassen und auf den Plätzen von Matera während des Umzugs. Geradezu entrückt wirken die intimen aber keineswegs entblößenden Porträts einzelner Gläubiger. Selbst wenn das Ganze in unseren Tagen doch nur mehr eine riesige Tourismusmasche wäre, wäre es eine grandiose Inszenierung.

Beim Umzug wird eine von den Damen Materas fein herausgeputzte Madonnenfigur auf einem blumengeschmückten Wagen von einem Maulesel durch die Stadt gefahren. Dieser Prachtwagen wird von einheimischen Künstlern aus Pappaché hergestellt, bemalt und vergoldet – und am Ende des Festes von den Teilnehmern gestürmt und, im Wortsinn, zertrümmer: Ein Stücklein des Wagens zu ergattern, bringt Glück. Die Madonna selbst wird unbeschadet feierlich in ihre Kapelle zurück gleitet.

Die spannende kleine Schau ist dieser Tage in der Säulenhalle des Alten Rathauses in Salzburg zu sehen. Der große Reiz dabei: Dem süditalienischen Flair gegenübergestellt sind Impressionen, die Mitglieder des Salzburger Fotoklubs beim Rupertikirtag eingefangen haben.

Die Stadtgalerie Salzburg stellt in einer Kooperation mit dem Salzburger Fotoklub und der italienischen Fotografin Cristina Garzone diese unterschiedlichen Beispiele von „Heiligenverehrung“ einander in hervorragenden Fotografien gegenüber.

Auffallend ist, dass in den Bildern dem Residenzplatz von „Heiligenverehrung“ nicht das Geringste zu spüren ist, obwohl das Fest um den 24. September – dem Tag der Übertragung der Reliquien in den Dom zu Salzburg – einst durchaus mit Volksfrömmigkeit zu tun gehabt haben mag. Die Italienischen Bilder sind in Summe eher ein Blick das „große Ganze“ des erstaunlichen Volksauflaufs.

Die Salzburger Bilder sind eher Impressionen, die ihren Reiz aus dem Sinn für das Detail heraus entwickeln, also weniger dokumentarisch als essayistisch ausfallen. Unter dem Blickwinkel der Fotokunst ist das fast reizvoller. Inhaltlich ist der süditalienische Überschwang in Frömmigkeit und Theatralik natürlich unschlagbar.

Der seltsame Titel der Schau – Local herores – möge vom Besuch der selbigen nicht abhalten. Die stimmungsvolle Säulenhalle im ersten Stock sollte überhaupt öfter aufgesucht werden.

Local heroes - bis 30. April in der Stadtgalere Rathaus
Bilder: Stadtgalerie Salzburg/Salzburger Fotoklub; Cristina Garzone ( ); Gerhard Kuppelwieser (1); Johannes Thürridl (1)

 

 

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