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Ein wenig wie Platos Höhlengleichnis

BILDENDE KUNST IM LOCKDOWN

29/01/31 Der Besuch einer Ausstellung im realen Raum und die direkte physische Begegnung mit Kunstwerken ist durch nichts zu ersetzen. Ähnlich wie Videotelefonie auch nur ein Abklatsch realer Begegnungen mit Freundinnen und Freunden ist.

Von Hildegund Amanshauser

Trotzdem: Online-Begegnungen mit Menschen wie mit Ausstellungen können diese substituieren und sind daher in Lockdown-Zeiten wesentlich besser als keine. Wir fragen also heute: Ausstellungen im Netz, wie funktionieren sie? Hier drei ambitionierte Beispiele aus Salzburg – und auch ein Blick ein wenig drüber hinaus.

Bis 3. April 2021 soll die Ausstellung von Wolfgang Vollmer, Projekte 2010–2020 noch im fotohof zu sehen sein – freilich erst dann wieder, wenn Kunstinstitutionen generell wieder betreten werden dürfen. In der Zwischenzeit kann man einen virtuellen Rundgang durch die Galerieräume machen, programmiert von Albert Visuals. Man kann da vorgegebene Standpunkte (markierte Kreise am Fußboden) ansteuern. An diesen Positionen dreht sich die Kamera 360 Grad im Raum. Einzelne Bilder können angeklickt und damit vergrößert und herausgestellt werden. Wolfgang Vollmer spricht außerdem in einem fünfzehnminütigen Video sehr eindrücklich über die Ausstellung und seine Arbeit.

Ebenfalls mit Albert Visuals und derselben Methode arbeitet das Museum der Moderne bei der noch bis 13. 6. 2021 laufenden Ausstellung von Not Vital, Ir. Alos die Stiegen hinauf und von Punkt zu Punkt marschiert! Mit etwas Geschick findet man auch hier ein Video, in dem sich der Direktor des MdM Thorsten Sadowsky gemeinsam mit der Chefkuratorin Christina Penetsdorfer bei einem dreißigminütigen informativen Ausstellungsrundgang mit dem Künstler über das Projekt und sein Kunstschaffen unterhält.

Der Salzburger Kunstverein zeigt Megan Rooneys Malerei unter dem Titel Green, I want you Green sowohl im großen Saal als auch in der Ringgalerie des Künstlerhauses. Die Ausstellung im Saal endet am 31. Jänner und kann daher leider nicht mehr besucht werden, anders jedoch die Präsentation in der Ringgalerie, die noch bis 6. Februar 2022 zu sehen sein wird. Für diese gibt es also die realistische Hoffnung, dass man sie noch vor Ort erleben kann. Das vierminütige Video zur Ausstellung zeigt einen Ausstellungsrundgang mit Megan Rooneys und Seamus Kealys (Kurator der Ausstellung und Direktor des Salzburger Kunstvereins) Bemerkungen und Erklärungen zu den gezeigten Bildern und der Malerei der Künstlerin. Schön ist, dass man hier auch Ausschnitte der beeindruckenden Eröffnungsperformance sehen kann.

Solange man Hoffnung haben darf, die Ausstellungen noch vor Ort besichtigen zu können, stellen die Online-Präsentationen auch eine willkommene Möglichkeit dar, sich umfassend auf einen „echten“ Ausstellungsbesuch vorzubereiten. Wenn die Ausstellungen einmal vorbei sein werden, bleiben sie als hervorragende Dokumentationen übrig: ein wesentlicher Mehrwert der Lockdown-Bemühungen.

Online-Präsentationen von Ausstellungen haben etwas von Platos Höhlengleichnis, sie sind wie Schatten der Wirklichkeit, die sich an der Höhlenwand spiegeln, nicht aber die Wirklichkeit selbst. Ganz anders ist das mit neuen Formaten, die eigens für das Netz entwickelt werden. Der neue ganz große Hype im Netz ist die Audioplattform Clubhouse, für die man allerdings die Einladung eines Mitglieds braucht, um überhaupt teilnehmen zu können. Hier findet alles ausschließlich in Echtzeit und nur in Audio statt. Zu erleben sind unzählige Veranstaltungen, auch über bildende Kunst, Kunstmarkt und ähnliche Themen. Clubhouse ist dynamisch, und global, die Programmgestaltung funktioniert partizipativ, allerdings um den Preis, dass es elitär ist und strikte Zugangsbeschränkungen hat. ().

Für alle zugänglich, innovativ und beispielhaft ist die neue Kunstmesse Interconti Wien (bis 7. Februar), die nun aufgrund des Lockdowns nur online stattfinden kann. Ein Besuch lohnt sich.

Bilder: Filmstills
Zur DrehPunktKultur-Besprechung der Ausstellung im Kunstverein
Die Farben haben das Sagen

 

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