Die Poesie des Tohuwabohus

KUNST IM TRAKLHAUS / ZEILNER, ELDARB

10/03/21 Ein recht stilles Örtchen zur Zeit, das Traklhaus. Wer geht schon ins Kulturvereinigungs-Büro in Monaten ohne Veranstaltungen? Und in der Galerie des Landes, die ja geraume Zeit schon unter Kunst im Traklhaus formiert, herrscht gerade jetzt auch kein Gedränge.

Von Reinhard Kriechbaum

Dorthin führt nämlich derzeit kein Weg durch den Hof des Traklhauses, weil der wird umgegraben. Zugang ist vorerst salzachseitig, Rudolfskai 32. Ist zu finden. Gerlind Zeilner stellt in dieser Woche noch Malerei und Zeichnung aus. Zwischen den beiden Medien zu unterscheiden, ist im Fall der 1971 geborenen Künstlerin gar nicht so einfach, es greift nämlich eins ins andere.

Gerlind Zeilner wacht seit 2017 an der Akademie der bildenden Künste über das Aktzeichnen. In dieser Schau (übernommen vom Grazer Künstlerhaus) geht es aber überhaupt nicht um menschliche Körper, sondern um Dingwelten. Oft um ein Sammelsurium von Zeug, mit dem sich Menschen umgeben. Vorzugsweise an öffentlichen Orten geht Gerlind Zeilner mit dem Skizzenblock auf die Pirsch, in Kaffee- und Wirtshäusern zum Beispiel. Schachfiguren und Kaffehäferl, Bierkrüge und was alles so herumsteht und herumliegt wird erst mal skizzenhaft festgehalten. Diese Ausschnitte alltäglicher Unordnung und dinghafter Beiläufigkeit findet später im Atelier Eingang in Ölbilder unterschiedlicher Formate und in ganz unterschiedlichen Abstraktionsstufen. Da können Stilleben aus Spülmittelflaschen entstehen, oder Schreibtisch-Chaos gewinnt ein Eigenleben. Wo überall eine Lesebrille herumliegen kann!

Eine Spezialität sind Gerlind Zeilners Cut Outs. Die Skizzen werden auf riesige Flächen übertragen, die Kartons werden ausgeschnitten und neben- und hintereinander aufgehängt. Die knallbunten Linien mit viel weißem Freiraum dazwischen wirken wie dreidimensionale Cartoons. Als Motto könnte man über all das schreiben: Poesie des Tohuwabohus.

Im Studio beweist Gregor Eldarb, ein in Wien lebender Pole, ebenfalls Jahrgang 1971, dass es Nicht unbedingt eine Leinwand sein muss. Pinsel und Farbtöpfe braucht er auch keine. Er taucht Rahmen in Seifenlauge, macht damit aber keine Riesen-Luftblasen, sondern er nutzt die hauchdünne Gel-Fläche als Spiegel oder als Projektionsfläche. Weil diese Seifen-Fläche Schlieren bildet, irgendwie also selbst lebendig ist und obendrein die Farben in allen Regenbogenfarben fremdartig zu schillern beginnen, entstehen weitgehend abstrakte Ab-Bilder. Diese filmt Gregor Eldarb, und die zusammengeschnittenen Videosequenzen wirken anregend lebendig.

„Kunst im Traklhaus“, bis 13. März. Die nächste Ausstellung (ab 19. März) gilt Michael Kos (Skulpturen und Installationen) und Linus Riepler (eine begehbare Kunst-Installation) – www.traklhaus.at
Bilder: dpk-krie