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400 Jahre Vertreibung bis zur Gleichberechtigung

MARKO-FEINGOLD-STEG / AUSSTELLUNG

27/05/22 Marko Feingold würde morgen Samstag 28. Mai seinen 109. Geburtstag feiern. 2020 wurde der Makartsteg in Marko-Feingold-Steg umbenannt. Zum zweiten Mal wird auf dem Steg eine Ausstellung gezeigt. Thema heuer ist Geschichte der jüdischen Gemeinde Salzburgs vom Mittelalter bis Heute.

„Es gehört zu unserem Bildungsauftrag, das jüdische Leben in Salzburg sichtbar zu machen und über die jüdische Geschichte aufzuklären. Marko Feingold hat in den vergangenen Jahrzehnten gerade im Schulbereich das Bewusstsein für Toleranz und Miteinander in den Mittelpunkt seiner persönlichen Geschichte gestellt“, erinnerte Kultur- und Bildungsressortchef Bernhard Auinger anlässlich der Eröffnung heute Freitag (27.5.) und betonte: „Leider ist grade das Thema Antisemitismus aktueller denn je.“ Im Kalenderjahr 2021 sein der Antisemitismus-Meldestelle in Österreich insgesamt 965 antisemitische Vorfälle gemeldet worden. Das entspreche im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um 65 Prozent und sei die höchste erfasste Anzahl antisemitischer Vorfälle seit Beginn der Dokumentation vor zwanzig Jahren.

Kuratiert wurde die Ausstellung auf dem Steg von Albert Lichtblau, em. Professor für Zeitgeschichte und Experte für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Salzburg. Sein Konzept: Die kurzen Texte sollen im Vorbeigehen erfasst werden. Wer sich genauer informieren möchte, kann mit einem QR-Code auf die vom Salzburger Stadtarchiv gestaltete Seite zur Persönlichkeit Marko Feingolds verbunden werden.

Es wäre ein Erfolg, wenn die Ausstellung dazu beitragen kann, dass sich einzelne für die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Salzburg interessieren und mehr darüber erfahren wollen. Dabei handelt es sich immer um die Geschichte von einzelnen Menschen“, so der Zeithistoriker.

Noch heute erinnert die „Judengasse“ an diese Geschichte der Juden in Salzburg, die von Verfolgungen bis hin zu Mord, Vertreibung und Verbannung 1498 gekennzeichnet war. Über Jahrhunderte prangte am Rathaus eine sogenannte „Judensau“ zur Verhöhnung der jüdischen Bevölkerung. Erst mit der im Staatsgrundgesetz 1867 gewährten Gleichberechtigung durften Jüdinnen und Juden in Salzburg wieder ansässig werden. Die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde blieb klein, dennoch gelang es mit dem Friedhof und der Synagoge in der Lasserstraße eine Infrastruktur zu schaffen, die es erlaubte 1911 eine eigenständige Israelitische Kultusgemeinde zu etablieren.

Der 1944 in Auschwitz ermordete Rabbiner Adolf Altmann prägte die Frühphase. Von der Gleichberechtigung bis zur NS-Machtübernahme 1938 blieben gut siebzig Jahre, nur die wenigsten konnten ihre gesamte Lebenszeit hier verbringen. Bei der letzten Volkszählung vor der NS-Zeit, 1934, gaben 198 Personen in Salzburg an, der jüdischen Religion anzugehören, im restlichen Land Salzburg waren es gar nur 41 Personen. Abgesehen von der kleinen jüdischen Gemeinde prägten andere Juden und Jüdinnen die Geschichte Salzburgs, nämlich Kulturschaffende rund um die Salzburger Festspiele. In der Ausstellung am Marko-Feingold-Steg wird Max Reinhardt und eine Karte für die Jedermann-Aufführung 1921 gezeigt. Heute besteht die jüdische Gemeinde aus weit unter hundert Mitgliedern. Die derzeitige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Hanna Feingold, meint dazu auf der abschließenden Tafel der Ausstellung: „Es grenzt an ein Wunder, dass es noch eine jüdische Gemeinde gibt. Wir sind nur wenige und meistens alt. Wir setzen alles daran, weiter zu bestehen.“ (InfoZ / dpk)

Bilder: Stadt Salzburg / Alexander Killer

 

 

 

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