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Erdling der Lüfte

KOLLEGIENKIRCHE / RAUMINSTALLATION

07/03/25 Die Welt bedenken. Die eigene Rolle auf Erden reflektieren und sich seiner Verantwortung für die Schöpfung bewusst werden... Das alles soll man. Ist ja auch immer sinnvoll. Beim Betrachten des neuesten Kunstwerks in der Kollegienkirche will man aber vor allem eines: Staunen.

Von Heidemarie Klabacher

Ein Spiegelsee! Fast der gesamte Sakralraum spiegelt sich drin. Die Verfremdungen und Verzerrungen der geradlinigen und doch so opulenten Architektur Fischer von Erlachs sind faszinierend. Immmer wieder umkreist man den silbernen See unterhalb der Vierungskuppel. Genau hier, im Zentrum von allem, hängt ein aus hauchdünnen durchlöcherten Metallteilen zusammengesetzter Menschen-Torso, die Arme locker an der Seite, von der Kuppel herab.

Die Figur ist ein „Erdling“. Die Installation trägt den Titel Ich bin ein Erdling, was bist du? Tatsächlich wird man nachdenklich. Je nach Standort am Seeufer verändert sich die sich spiegelnde Figur bis zu ihrem optischen Verschwinden: Da ist der Mensch. Ein Schritt. Und da ist der Mensch nicht mehr...

Weil in der Vierung ja doch kein Spiegel, sondern Metallfolie liegt, ist auch die Oberfläche nicht plan, sondern – kaum wahrnehmbar, aber eben doch – leicht gewellt. Das macht zusätzliche spannende Effekte. Das Bild des Menschen wandelt sich: Dieser/man hat das Bild von sich selbst eben nicht immer in der Hand. Sich selbst sieht man nur, wenn man sich über das Ufer beugt.

Ohnehin viel reizvoller ist das Spiel der Architektur im Spiegel: Stundenlang könnte man beobachten, wie die Spiegelungen des Kircheninneren – Orgel, Hochaltar, Seitenaltäre, Kuppeln – sich ebenfalls mit jedem Schritt ändern. Anders als beim Menschen ist trotz dieser Ver-Wandlungen Dauer garantiert. Fischer hat Bestand. Aber halt. Selbst mit Krieg und Bomben muss man fast schon wieder rechnen...

„Der zentrale Gedanke hinter der Installation ist die Verantwortung für die Schöpfung und die Frage, wie der Mensch diese in der Zukunft interpretieren will“, sagt Kirchenrektor Christian Wallisch-Breitsching, der Leiter der Universitätspfarre, die in der Kollegienkirche beheimatet ist.

Der aus zwölf Alu-Teilen zusammengesetzte Erdling misst stolze 940 mal 420 Zentimeter und hängt über einer Spiegelfläche im Durchmesser von zwölf Metern. Die in Slowenien geborene Künstlerin Eva Petrič lebt zwischen New York City, Wien und Ljubljana. Sie arbeitet in den Bereichen Fotografie, Video, Performance, Installation, Ton und Literatur. Sie stellte bisher in hundert Einzel- und hundertvierzig Gruppen-Ausstellungen weltweit aus. Die Rauminstallation wird von der Erzdiözese Salzburg, Kunst in der Kollegienkirche, Uniqa, der Internationalen Salzburg Association, dem slowenischen Kulturinformationszentrum SKICA Wien und Bildrecht unterstützt.

Die Installation in der Kollegienkirche ist bis 27. April zu sehen
Bilder: dpk-klaba

 

 

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