Blütenlese kurz vor dem Abschied

GALERIE ALTNÖDER / ZUM 30-JAHRE-JUBILÄUM

05/08/14 „Ein Querschnitt aus 370 Ausstellungen“, sagt der Galerist Ferdinand Altnöder – und deshalb bleibt es auch nicht bei der gegenwärtigen Auswahl von Kunstwerken für die Sommerausstellung: Nach dem 14. August wird nochmal neu gehängt.

Von Reinhard Kriechbaum

Das werden Ferdinand Altnöder und seine Frau Heidi wohl mit einer gewissen Wehmut angehen, denn so oft tun sie’s nicht mehr: Mit Ende des Jahres werden die Altnöders ihre Galerieräume auflassen. Das dreißigste Jahr der Galerie Altnöder wird also das letzte sein, jedenfalls in der Sigmund-Haffner-Gasse. „Die Ausstellungstätigkeit wird eingestellt, aber der Gewerbeschein nicht zurückgegeben, so Ferdinand Altnöder zum DrehPunktKultur. Er werde künftig Ausstellungen kuratieren, sagt der verdiente Salzburger Galerist, und mehrere Bücher wollen auch geschrieben sein. Übers Internet, so deutet er an, wird man wohl auch noch präsent und tätig sein.

Dass er in der diesjährigen Festspielausstellung das allererste Werk von Gerhard Rühm anbieten kann, eine Bleistiftzeichnung aus dem Jahr 1952, darauf ist Altnöder stolz. Rühm gehört sozusagen zum Künstler-Grundstock. Einige Typographien und Collagen, darunter auch visuelle Musik-Arbeiten(„Musica erotice“, „Kadenz“, „Die Spröde-Mazurka“) ergeben in Summe einen kleinen, feinen Querschnitt.

Ein anderer der „großen Alten“: Oswald Oberhuber. Seine Materialcollagen stammen aus ganz unterschiedlichen Zeiten (von den fünfziger Jahren bis in die Achtziger) und wirken doch immer noch innovativ und irritierend. 1949 ist die „Böse Figur“ in Bronze gegossen worden, die in der Mitte des Raumes steht.

Gleich gegenüber von Rühm hängen Blätter von Alfred Kubin: Nicht nur die geheimnisvollen Szenen, für die man ihn schätzt. „Ali und Fatme“ (eine Balkan-Impression), „Alte Kameraden“ oder „Kurgäste in Kuschwarda“ (denen man ansieht, wie wohl sie sich fühlen) – das sind Zeichnungen aus den dreißiger Jahren. Eine „Erinnerung an Mostar“ ist gar mit 1907 datiert.

Kubin galt immer Altnöders besonderes Interesse. Auch Werke aus Gugging sind seit Jahrzehnten eine Domäne der Galerie. August Walla hat eine Blechschachtel zum Igelkäfig umfunktioniert. Josef Karl Rädler war auch eine „Entdeckung“ Ferdinand Altnöders. Im Bereich der Art brut fehlt auch der Salzburger Erich Pager nicht.

Kubin ist der älteste Künstler der gegenwärtigen Schau, Peter Fritzenwallner der jüngste. „A und O“ scheint ein Paar fest in Eisen geschweißter Eisenobjekte zum An-die-Wand-Hängen zu sein. Tatsächlich halten aber Magneten einen Stab, den man bewegen kann. Alpha und Omega sind austauschbar…

Alois Mosbacher bietet eine 2008 16teilige Werkfolge an: Motive dieses „Bear Game“ hat der Künstler im Internet gesehen und in Öl gemalt. Johanna Kandl, „fotorealistisch“ unterwegs, parodiert in einer großformatigen Arbeit den Event-Brauch des „Dirndlflugs“.

Otto Eder (1924-1982), dessen künstlerischen Nachlass Altnöder aufarbeitet, ist natürlich in der Schau vertreten. Einer der „Newcomer“ ist Suvat, ein in Wien lebender Asiate, der mit gediegenem Handwerk originellen Mischtechniken bildet aus Kopien von Zeitungen und Kohle-Übermalung.

30 Jahre Galerie Altnöder. Jubiläumsausstellung. Bis 13. September (am 14. August wird umgehängt) – www.galerie-altnoeder.com
Bilder: Galerie Altnöder