Mit immer ansprechenderem Niveau

RESIDENZ / ART & ANTIQUE

27/03/15 Die Salzburger Kunst- und Antiquitätenmesse, die längst „ART & ANTIQUE“ heißt, findet zum 40. Mal statt. Sie wurde damals gegründet, weil Kunsthändler einen Riecher dafür haben, wo gerade ein dichtes Aufkommen von Menschen zu finden ist, die das Schöne schätzen und so bestallt sind, dass sie nicht jeden Schilling, bevor sie ihn ausgeben, zwei Mal umdrehen müssen.

Von Werner Thuswaldner

Man vermutete, dass die Besucher der Osterfestspiele Herbert von Karajans von dieser Art seien und lag damit vollkommen richtig. Spricht man mit den Händlern, so sagen sie übereinstimmend, dass die Salzburger Messe von Angebot und Umsatz her bedeutender sei als jene in der Wiener Hofburg.

Die Messe hat sich verändert, sie achtet sehr auf ihr Niveau. Das scheint dieses Jahr ganz besonders ins Auge zu fallen. Gerade im Hauptraum, im Carabinierisaal, trifft man auf Malerei und Kunstobjekte, die gut in die besten öffentlichen Sammlungen passen würden. Ein Spitzenwerk ist eine überaus dynamische Landschaft von dem deutschen Expressionisten Erich Haeckel für 3,6 Millionen Euro. Der Kunsthändler Thomas Salis behauptet wie immer mit klassischer Moderne eine Topposition. Aber auch Wienerroither & Kohlbacher sind stets vorne mit dabei. Diesmal machen sie mit einem „Knieenden Akt“ in Mischtechnik von Schiele auf sich aufmerksam. Die Galerie Francaise aus München zeigt Blätter unter anderen von Picasso und Chagall, eine Arbeit von Horst Antes und vieles mehr.

Der prominente und umtriebige Kunsthändler Herbert Giese weist vor laufender Fernsehkamera auf eine „Dame vor dem Spiegel“ von Hans Makart hin. Noch ein Salzburg-Bezug auf seinem Stand: „Pinzgauer Jäger mit Mädchen aus Golling“ – lokaler geht es gar nicht – von dem Biedermeier-Maler Johann Fischbach. Ein weiterer Aussteller im Carabinierisaal ist die Wiener Galerie bei der Albertina. Hier sieht man inmitten eines hochklassigen Angebots ein Hamburg-Gemälde von Kokoschka.

An guter österreichischer Kunst kann man sich auf der Messe satt sehen. Nicht nur an Beispielen des Jugendstils (Möbel, Porzellan, Bilder). Vertraute, mitunter auch ein wenig verblichene Namen tauchen auf: Werner Berg ist sehr präsent. Auf seinen Bildern und Holzschnitten kommen übrigens nicht nur archaische Typen vor, sondern auch moderne Menschen mit Sonnenbrille. Karl Korab, der noch lebt, ist häufig zu sehen, auch Drago Prelog, Hans Staudacher.

Alfons Walde mit seinen kernigen, die Zähne bleckenden Tiroler Bauern kommt nicht mehr so oft vor wie auf früheren Messen. Dafür ist er dank der erstmals vertretenen Wiener Fotogalerie Westlicht als Fotograf erotischer Motive zu entdecken.

Wer prächtige Löwen-Skulpturen für seinen Garteneingang sucht, wird fündig werden. Venezianische Zwerge eignen sich gewiss gut zur Zier des heimischen Freigeländes. Es kann aber auch eine Gruppe tanzender Putten sein oder zwei liegende steinerne Pferde. A propos Putten: Zwei einschüchternde Großexemplare dieser Spezies, die an der Wand hängen, hat einer aus der Schwanthaler-Dynastie geschnitzt.

Silber- und Glasobjekte erster Güte finden sich noch und noch. Aufmerksamkeit verdienen die vielen liebenswerten unnützen Kleiplastiken in diversen Vitrinen. Hier können viele Entdeckungen gemacht werden. Unbedingt muss erwähnt werden, wie es an verschiedenen Ständen blitzt und blinkt. Juwelen, Diamanten, Smaragde wurden zu kostbarsten Pretiosen verarbeitet.

Erstmals wendet man sich speziell auch an Jungsammler, die hier Beachtliches für nicht allzu großen finanziellen Einsatz finden. Und sogar an die Kleinsten hat man gedacht: Morgen, Samstag findet eine Spezialführung für Kinder, die keinen Eintritt zahlen, statt.

40. ART & ANTIQUE, bis 6. April in der Salzburger Residenz – www.artantique-residenz.at
Bilder: ART & ANTIQUE / Wienerroither & Kohlbacher (1); Giese & Schweiger (1); Gerald Hartinger Fine Arts - Bildrecht, Wien (1); WestLicht - Bildrecht, Wien (1);