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Selbstbild in der Toscana

FESTUNG / AUSSTELLUNG / MATTHIAS HERRMANN

28/07/15 Matthias Herrmanns durchgängig analog-fotografisches Oevre ist den Salzburger Museumsbesuchern nicht unbekannt. Derzeit erreicht der Künstler mit der Ausstellung des bislang nicht veröffentlichten Zyklus „Toscana Tanz“ auf der Festung große Aufmerksamkeit.

Von Ulrike Guggenberger

Die Serie zeigt eine Reihe nackter Ganzkörperporträts des Künstlers vor dem Hintergrund toskanischer Landschaft. Dem Künstler ist die Bezugnahme des Landschaftshintergrund, in Anspielung auf den Goldhintergrund historischer italienischer Porträtmalerei, ein wichtiges Anliegen. Die Arbeit an „Toscana Tanz“, in der freien Landschaft zwischen 2009 und 2010 ebenfalls analog-fotografisch entstanden, gestaltete sich mitunter nicht ganz ungefährlich, so erinnert sich der Künstler etwa an Begegnungen mit Schlangen.

Zwischen den Blättern Herrmanns finden sich in der Ausstellung auch Aufnahmen des russischen Tänzers Nurejew aus der Oper „Schwanensee“, 1986 in der Wiener Staatsoper gefilmt.

1963 in München geboren, absolvierte Matthias Herrmann zunächst eine klassische Ballettausbildung in München. Ab 1986 tanzte er mit großem Erfolg und Anerkennung an der Wiener Staatsoper, entschied sich aber letztlich für ein Studium an der Akademie der bildenden Künste, an der er von 2006 bis 2011 eine Professur innehatte. Herrmann studierte in der Konzeptkunstklasse bei Prof. Caramelle. Bis heute ist ihm diese Zeit gedanklicher Auseinandersetzung und Diskussionen zur Thematik mit Mitstudenten, etwa mit Brigitte Kowanz oder Florian Pumhösl, unersetzlich, wie er versichert.

Bei Matthias Herrmann entwickelte sich ein starkes Interesse für den menschlichen Körper, innerlich zog es ihn zu Lifestyle-, Mode- und Werbefotografie, gleichzeitig kam er mit den Schattenseiten dieses Berufs nicht zu Rande. Er setzte sich zunehmend mit dem männlichen Körper und Sexualität auseinander. Erste frühe Penis-Aufnahmen entstehen. Es ging und geht ihm dabei nie um seine eigenen Befindlichkeiten, sondern stets um gesellschaftliche Fragestellungen. Im Ausdruck der Körperlichkeit sucht er sein Selbstbild. Nicht um Provokation gehe es, auch nicht um Aufmerksamkeit für seine Person. Herrmann bezeichnet sich selbst als schüchtern.

Der Künstler lebt und arbeitet nun in der Toskana und fühlt sich in dieser, wie er es ausdrückt, esoterisch aufgeladenen Landschaft am richtigen Ort. Gegenwärtig plant er eine Serie Collagen welche sich aus älteren Arbeiten zusammensetzt.

Der Zyklus „Toscana Tanz“, zu dem auch ein Künstlerbuch erschienen ist, ist auf der Festung
(Hoher Stock Stieg 1) bis zu sehen, in jenem Raum neben dem Festungsmuseum, in dem die Galerie im Traklhaus jeweils im Vier-Monats-Rhythmus fotografische Arbeiten zeigt.
Bilder: Galerie im Traklhaus

 

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