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Fünf von 260 dienen der Kunst

HINTERGRUND / KUNST-LITFASSSÄULEN

03/08/16 Kaum käme man auf die Idee, ein Plakat anzugreifen. „Touch me Sponge“ von Julia Rohn fordert genau dazu auf. Das knallgelbe Ding ist zwar nur ein Putzlappen, in einen Karton mit runder Aussparung verpackt, soll aber die Berühr-Lust herausfordern.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben bedeutende Künstler Plakate gestaltet – und damit auch ein Publikum erreicht, das weit über den Kreis von Galeriebesuchern hinausgeht. „Da kann man mit Recht von Niederschwelligkeit sprechen“ sagt Werner Thuswaldner, Journalist und Vorsitzender des Kunstbeirates der Stadt. Angeregt wurde Salzburger Aktion „Kunst-Litfaßsäulen“ von Werner Thuswaldner und Progress-Geschäftsführer Fred Kendlbacher, der die Plakatsäulen als Ausstellungsflächen zur Verfügung stellt. „Der Berliner Drucker Ernst Litfaß machte die Erfindung vor mehr als 160 Jahren. Sie bewährt sich in der Werbewirtschaft bis heute und ist in all den Jahren ein wichtiges Element im öffentlichen Raum geblieben“, erklärt Thuswaldner. „Der Gedanke, die Litfaßsäule auch für die bildende Kunst zu nützen, ist nicht weit hergeholt.“

Die Stadt Salzburg hat also zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit dem Kunstbeirat, der Progress Werbung und der Kulturabteilung des Landes einen Wettbewerb zum Thema „Kunst-Litfaßsäulen“ ausgeschrieben. Künstlerinnen und Künstler waren dazu eingeladen, Werke speziell für die Präsentation auf Litfaßsäulen zu entwerfen. Eine Jury wählte fünf Projekte zur Umsetzung aus, die mit je 1.000 Euro gefördert wurden und bis 31. August auf Kunst-Litfaßsäulen ausgestellt sind. Drei Patronanzen übernahm die Stadt, zwei weitere das Land Salzburg; die Kosten für die Ausführung der Werke im 16-Bogen-Format trug die Progress Werbung.

Den „Erzähl-Flächen“ von Reinhold Bidner lag die Idee zugrunde, in Österreich lebende Flüchtlinge zu Wort kommen lassen und hat neun Refugees zu ihrer Vergangenheit, zu ihrer Flucht, zu ihrem Hier und Jetzt und zu ihrem möglichen Morgen befragt. „Daraus entstand ein ‚Sammelsurium‘ an Stimmen, Meinungen und Eindrücken, das hoffentlich den ein oder anderen Passanten zum Verweilen, Lesen und vielleicht ja auch Nachdenken anregt.“, sagt Reinhold Bidner.

Robert Praxmarer und Thomas Layer-Wagner meinen, es müsste nicht so sein, dass man einfach vorüberrennt an der Werbung. Ihr Projekt „BuntRaum“ reagiert interaktiv, der City-Light nimmt Bewegung von Menschen wahr und reagiert drauf.

Ina Loitzl versteht des Wort „Kunstboxen“ in dem Sinn, als man sich als Künstler erst durchsetzen muss gegen Konkurrenten und Mitbewerber. „Human Organ Constellation“ von Eva Petric ist nur auf den ersten Blick eine Fotomontage von Bildern einer organtransplantation. Sie will Fragen nach Körperlichkeit, Identität und dergleichen wachrütteln.

Die künstlerisch gestalteten Litfaßsäulen, bis 31. August:
Erzähl-Flächen von Reinhold Bidner (Franz-Josef-Straße 1)
BuntRaum von Robert Praxmarer & Thomas Layer-Wagner (vor der Stadtbibliothek)
Touch me Sponge von Julia Rohn (Giselakai 51-53)
Kunstboxen von Ina Loitzl (Franz-Josef-Kai 27)
Human Organ Constellation von Eva Petric (Lindhofstraße, Einfahrt Parkplatz Müllnerbräu)
Bilder: Stadt Salzburg / Doris Wild

 

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